Das neue WDR-Format "Sounds like Heimat" will auch "vermeintlich hässlichen Städten im Land die schönen Seiten entlocken, die bei einem oberflächlichen Blick verborgen bleiben, die die Bewohner dieser Städte aber durchaus auch schätzen", sagt WDR-Programmentwickler Philipp Bitterling.
Für die zwei Pilotfolgen von "Sounds like Heimat" schickte der WDR deshalb je drei junge Musikerinnen und Musiker in zwei NRW-Städte. Über Hamm und Krefeld wissen Außenstehende wahrscheinlich wenig. Aber die Bewohner lieben ihre Heimat. Die Aufgabe der Musikerinnen lautet, diese Bewohner und ihre Heimat kennen zu lernen. Danach bleiben ihnen noch zwei Tage Zeit, um einen Song zu schreiben, der so klingt wie Krefeld oder Hamm. Mit diesem Song treten die Musiker dann bei einem gemeinsamen Konzert in der jeweiligen Stadt in einen Wettbewerb, und das lokale Publikum wählt sein Lieblingslied.
"Ich kenne mich im Pott gar nicht aus", sagt Andac Berkan Akbiyik, Künstlername BRKN, "ich hatte keine Ahnung, was mich hier erwartet. Wenn man an eine westdeutsche Kleinstadt denkt, dann denkt man immer: Hauptbahnhof, Fußgängerzone, Kirche." Damit hat er Hamms Zentrum treffend beschrieben. Der Sänger und Produzent ist unterwegs zu einer berühmten Currywurstbude. Als gebürtiger Kreuzberger versteht er was von Currywürsten, außerdem soll zur Mittagszeit hier halb Hamm versammelt sein. Ein guter Ort für die Recherche.
Bergbau als RhythmusMarc, Berkan und die Aachener Liedermacherin Liza Kos sind getrennt in der Stadt unterwegs. Sie wissen noch nicht, wer ihre Konkurrenten sind im Hammer Song-Contest. Erst am nächsten Tag werden sie aufeinander treffen und Erfahrungen austauschen, ein Überraschungsmoment, auf den sich Autor Philipp Hesse, der Marc begleitet, schon ein bisschen freut. Einiges hat Hesse für den Dreh mit Marc vorbereitet, zum Beispiel ein Wohnzimmerkonzert bei einer Wohngemeinschaft. Vieles entsteht spontan: Am Vortag, als Marc sich eine alte Zechensiedlung anschaute, traf er zufällig den 83-jährigen Henry, einen ehemaligen Bergmann. Der hatte sein Leben in der Siedlung verbracht und viel zu erzählen aus der Zeit, als der Bergbau noch den Rhythmus des Ortes bestimmte. Ein Glücksfall für den recherchierenden Musiker und für den Autor. "Die Heimat der Menschen", erklärt Philipp Hesse, "ist das zentrale Thema, das die Musiker knacken müssen, um einen Song zu schreiben, der die Menschen berührt. Daher inszenieren wir nicht bekannte Sehenswürdigkeiten als Heimat, sondern entdecken sie an Orten, wo vielleicht vorher keiner gesucht hat."