Der Anteil der tarifgebundenen Beschäftigten hat sich in Bremen deutlich verringert.
Wie viel Gehalt bekommt ein Verkäufer im Einzelhandel? Was verdienen Speditionskaufleute? Der WESER-KURIER hat die Lohndaten einiger der beliebtesten Berufe in Bremen ausgewertet. Wer in der Hansestadt viel Geld verdienen will, sollte demnach im Bereich Maschinenbau arbeiten. Mit 5130 Euro monatlich ist dieser Beruf der bestbezahlte unter den untersuchten Jobs. Am unteren Ende der Skala rangieren Kaufleute im Einzelhandel - bei ihnen steht in Bremen nur 2140 Euro auf der Gehaltsabrechnung.
Grundlage der Zahlen ist ein standardisierter Fall; einer Arbeitnehmerin oder eines Arbeitnehmers mit zehn Jahren Berufserfahrung und einer Wochenarbeitszeit von 38 Stunden (brutto, ohne Sonderzahlungen). Die Daten wurden dem WESER-KURIER von dem Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung zur Verfügung gestellt. Die Hans-Böckler-Stiftung gehört zum Deutschen Gewerkschaftsbund und dient als Mitbestimmungs-, Forschungs- und Studienförderungswerk. „Die Daten unterliegen der normalen statistischen Schwankungsbreite. Um eine gewisse Aussagekraft zu erreichen, haben wir nur Berufe ausgewertet, zu denen uns für Bremen relativ viele Vergleichsdatensätze vorliegen", sagt Malte Lübker, Referatsleiter für Tarif- und Einkommensanalysen am WSI.
Bei den Berufen, die eine Ausbildung erfordern, fällt vor allem der Wert für die Speditionskaufleute auf. In dem vorliegenden Szenario verdienen die Bremer hier über 300 Euro mehr als ihre Kollegen in Niedersachsen. Ein möglicher Grund ist die traditionell starke Speditionsbranche in Bremen mit Firmen wie Kühne & Nagel, BLG Logistics und Karl Gross. In den höheren Gehaltsregionen dominieren aber andere Berufe. "In unserem Vergleich für Bremen sind dort die Ingenieursberufe und der IT-Bereich stark vertreten", sagt Lübker. Einige Berufe liegen sogar über dem Durchschnitt für das gesamte Bundesgebiet.
In Bremen boomen die Jobs in der IT-Branche, wie eine Analyse der Arbeitnehmerkammer im Juli dieses Jahres zeigte. Die Bremer IT-Unternehmen haben dabei ein gutes Argument auf ihrer Seite: das Geld. Laut Kammer werden in der IT-Branche die dritthöchsten Löhne im Land Bremen bezahlt; im Schnitt etwa 4519 Euro plus Sonderzahlungen. Mehr gibt es nur bei Banken und Versicherungen sowie im verarbeitenden Gewerbe. Gleichzeitig ist die Zahl von prekären Beschäftigungen im IT-Bereich sehr gering. Fast 80 Prozent der Jobs sind Vollzeitstellen, gerade einmal sechs Prozent geringfügig beschäftigt. Damit unterscheidet sich der IT-Sektor deutlich von der gesamten Bremer Wirtschaft: Hier sind gerade einmal 58 Prozent aller Jobs Vollzeitstellen, 18 Prozent sind Minijobs.
Im Vergleich verdienen die Menschen in der Hansestadt gut: „Die Zahlen für Bremen sind relativ nahe am Durchschnitt für das gesamte Bundesgebiet", sagt Statistiker Lübker. Generell werden in Stadtstaaten höhere Einkommen als in Flächenländern erzielt, weil sie besonders viele qualifizierte Arbeitsplätze mit hohem Verdienst aufweisen. In Flächenländern gibt es hingegen auch strukturschwache und dünner besiedelte Regionen mit geringeren Einkommen, die den Durchschnitt insgesamt nach unten ziehen. Vor allem in den Bundesländern im Osten ist dies noch immer der Fall. Die Gehälter in Bremen wachsen langsamer als im Rest Deutschlands. Zwischen 2008 und 2018 sind die Bruttostundenlöhne in der Hansestadt preisbereinigt um 5,8 Prozent gestiegen; der Bundesschnitt liegt bei 9,1 Prozent.
Bremer IT-Branche wächst und steht vor Problemen„Innerhalb der einzelnen Berufe gibt es auch in Bremen deutliche Gehaltsunterschiede", sagt Lübker. Das hänge damit zusammen, dass der Anteil der tarifgebundenen Beschäftigten über die Jahre zurückgegangenen sei. Laut Berechnungen der Hans-Böckler-Stiftung betrug der Anteil der tarifgebundenen Beschäftigten im Jahr 2000 noch 66 Prozent, 2017 waren es nur noch 54 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
Methodik und DatengrundlageDie Daten beruhen auf einer kontinuierlichen Online-Umfrage unter Erwerbstätigen in Deutschland. Die Umfrage ist nicht-repräsentativ, erlaubt aber aufgrund der hohen Fallzahlen detaillierte Einblicke in die tatsächlich gezahlten Entgelte. Für den WESER-KURIER haben die Statistiker des Lohnspiegels die Angaben von über 435 000 Befragten ausgewertet, darunter 4300 aus Bremen und 31 700 aus Niedersachsen. Da sich die Monatsgehälter unter anderem je nach Berufserfahrung und wöchentlicher Arbeitszeit unterscheiden, sind alle Gehaltsangaben Schätzungen für einen standardisierten Fall.
Aufgrund der statistischen Fehlermarge sind alle Angaben nur Richtwerte; kleinere Unterschiede zwischen Bremen und Niedersachsen können dieser Schwankungsbreite unterliegen und nur auf eine mögliche Tendenz hindeuten. Gehaltsvergleiche können für über 500 Berufe auf www.lohnspiegel.de im Lohn- und Gehaltscheck abgerufen werden. Der Lohnspiegel ist ein nicht-kommerzielles Angebot und wird vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung betreut.
Die Vergleichsgrafik gibt es unter dem Original-Link.