Patrick Dirrigl

Freier (Sport-) Journalist, Köln

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Christos' Zeichen

Christos Theodosiadis, 56, betreibt seit 30 Jahren die Tennisschule Christos, ist Besitzer der Beacharena München und Gastronom. (Foto: oh)

Tennisklub-Chef Theodosiadis lädt zum kostenlosen Silvesterfest


In diesen Tagen sind sie wieder zuhauf im Supermarkt anzufinden: Feuerwerksraketen. Rote, blaue und gelbe Plastikkappen lachen die Betrachter durch die Verpackung an. Bezeichnungen wie "Big battle" oder "Flashbang" suggerieren große Feuerkraft und spektakuläre Lichteffekte. Für viele Menschen sind Silvester und das Abfeuern pyrotechnischer Fluggeräte untrennbar.


Christos Theodosiadis kann nichts damit anfangen. "Essen, Trinken und Plaudern - das ist für mich wichtiger." Und da sich einige Münchner dies, auch ohne Feuerwerk, nicht immer leisten können, hat der Diplom-Tennistrainer und Gastronom beschlossen, ein kostenloses Silvesterfest für arme Familien zu organisieren. "Zusammen mit meinem Verein", dem TC Philathlos in dem Theodosiadis als Präsident tätig ist, "möchte ich ein Zeichen setzen: Man will und kann hier in München helfen - als Privatperson sowie als Sportverein." Stattfinden wird das Fest in der Gaststätte des FC Rot-Weiß Oberföhring, die Theodosiadis betreibt.

"Ab 18 Uhr können die Leute in die Johanneskirchner Straße 72 kommen", sagt der Gastronom, dem es wichtig ist, dass viele Menschen davon erfahren. "Mit dem Fest geht es mir nicht um irgendwelche persönlichen Vorteile. Ich will diese Aktion mit meinem Verein nach außen tragen. Und wenn dieses Fest einigen Leuten hilft, dann ist es gut."


Wenn er selbst nicht der Inhaber der Gaststätte wäre, könne Theodosiadis seiner Meinung nach dieses Fest mit kostenlosem Essen und Getränken finanziell nicht stemmen. "Die Angestellten in meiner Gaststätte sind schon bezahlt, ich muss keine Räumlichkeiten anmieten, deshalb kann ich dieses Fest einfach bei mir veranstalten." Die Idee zum Silvesterfest ist ihm "spontan bei einem Fernsehabend mit der Familie" gekommen.

Mit dem TC Philathlos, der in der von Theodosiadis betriebenen Beacharena München beheimatet ist, biete er seit Jahren vergleichbare Projekte an. "Wir halten immer wieder kostenlose Trainings für Kinder aus schlechter gestellten Familien ab. Wir sind ein stark sozial engagierter Verein." Man müsse in München erst mal andere Tennisvereine finden, die ähnliches vollbrächten. Als Referent für Integration des Bayerischen Tennisverbandes in der Region München und Oberbayern, eine weitere seiner vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten, sei ihm aufgefallen, dass "nicht gerade viele Tennistrainer" umsonst coachen wollen.


Förderung müsse seiner Meinung nach aber "auch ohne das große Geld" möglich sein. Für das nächste Jahr plane der Tausendsassa eine Aktion in der Beacharena, die es armen Familien ermöglichen soll, die Tennis- und Beachplätze dort kostenlos zu nutzen. "Man muss etwas tun, davon bin ich überzeugt. Ich hoffe, dass andere Vereine mitziehen werden."

Doch das ist sportliche Zukunftsmusik. Theodosiadis denkt nur an das bevorstehende Silvesterfest, das "vordergründig nichts mit Tennis oder Sport im Allgemeinen zu tun hat": Ihm gehe es um ein gemütliches und ungezwungenes Beisammensein für Jedermann. Er selbst habe die Erfahrung gemacht, dass "das Gute, das man gibt" immer wieder zurückkomme.


Genau wie die Plastikkappen und die Verkleidung der Feuerwerksraketen, die wenige Sekunden nach der Detonation verkohlt vom Himmel fallen und noch tagelang am Straßenrand liegen bleiben werden. Jedes einzelne Lichtschauspiel wird man ein paar Tage später nicht mehr im Kopf haben - die Feiern mit der Familie hingegen schon.

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