Gurbanguly Berdymuchammedow scheint die Lösung für das Coronaproblem gefunden zu haben: Einfach nicht darüber reden. Der turkmenische Präsident habe das Wort „Coronavirus" verbieten lassen, meldeten mehrere Medien in dieser Woche. Das stimmt so nicht: Tatsächlich wird auch in Turkmenistan über Corona berichtet - allerdings nicht in Bezug auf das Land selbst, sondern eher allgemein.
Während es im Nachbarland Iran bereits mehr als 3000 Todesfälle gibt, soll in Turkmenistan noch niemand an Covid-19 erkrankt sein. Einfach die Existenz des Virus im eigenen Land leugnen und dafür ungewöhnliche Tipps geben, ist das Mittel von Berdymuchammedow. Kürzlich empfahl er, eine Steppenpflanze zu verbrennen, um die Verbreitung von Infektionskrankheiten zu verhindern. Seitdem gibt es Berichte, wie Staatsangestellte Regierungsgebäude, Universitäten und sogar Friedhöfe zwei Mal täglich ausräuchern.
Der Staatschef hat sich die Gesundheit seines Volkes zur obersten Aufgabe gemacht. Als studierter Zahnarzt hält er sich für einen Experten. Er hat bereits zehn Bücher über in Turkmenistan vorkommende Heilpflanzen geschrieben und führt einen erbitterten Kampf gegen das Rauchen. Das brachte ihm bereits das Lob der Weltgesundheitsorganisation ein. Außerdem gilt der 62-Jährige als Sportfanatiker. Kabinettssitzungen können schon mal in Turnhallen stattfinden und Bürger zu großangelegten Radsportevents verdonnert werden.
Berdymuchammedow regiert Turkmenistan seit 2006 in mit harter Hand. Oppositionelle werden ins Gefängnis gebracht, ins Exil getrieben oder verschwinden unter mysteriösen Umständen; regimekritische Medien gibt es nicht. Der „Arkadag" (zu Deutsch: „Beschützer"), ein Ehrentitel des Präsidenten, ist an Exzentrik kaum zu übertreffen. So tritt er regelmäßig als Musiker auf und wird dabei nicht selten von seinem Enkel begleitet: Sie rappen, singen und komponieren gemeinsam.
Bevor er Präsident wurde, war Berdymuchammedow unter seinem noch exzentrischeren Vorgänger Gesundheitsminister. Während dieser Zeit ordnete die Regierung die Schließung aller Krankenhäuser außerhalb der Hauptstadt Aschgabat an.