Oliver Weber

Student / Autor, Regensburg

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Artikel

„Schöpfen und Erschöpfen": Zyklische Lebensordnung

Was geschieht, wenn das ständige Wachstum der Wirtschaft aus ökologischen Gründen aufhört, „Voraussetzung zu sein, und wenn die Frage gestellt werden muss, wer den Fortschritt begrenzen und vielleicht einschränken“ kann? „Wer aber soll die Macht haben, die Dinge hier durchzusetzen, die nicht durch Gewinn definiert werden, sondern Geld kosten?“ Diese Fragen stammen aus keinem Fridays-for-Future-Manifest, sondern aus dem Jahr 1972: Mit ihnen reagierte der liberalkonservative Philosoph Joachim Ritter auf einen Tagungsvortrag des späteren Verfassungsrichters Ernst-Wolfgang Böckenförde. Dessen Antwort auf die Nachfragen seines akademischen Lehrers fällt nicht minder pessimistisch aus. Doch sie enthält den Verweis auf eine Vokabel, die Lösung versprechen soll: Gelänge es, dem Maßstab der „Qualität des Lebens“ gegenüber dem Ziel bloß quantitativen Wirtschaftswachstums Vorrang zu verschaffen, könnte der Staat vielleicht die sich abzeichnende Umweltkrise lösen.

Es ist überaus bemerkenswert, dass nun, 50 Jahre später, noch immer beinahe dieselben Grundsatzfragen gestellt werden – allerdings aus entgegengesetzter politischer Richtung: Die kapitalismuskritische Ökonomin und Bestsellerautorin Maja Göpel und die Kritische Theoretikerin Eva von Redecker widmen sich in ihrem gemeinsamen Buch dialogisch der Aufgabe, den „Glauben an linearen Fortschritt“ durch Orientierung an den „zyklischen Kreisläufen der Natur“ aufzubrechen.

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