Leere Straßen, Menschen in Seuchenschutzanzügen, Landkarten, die immer größere rote Kreise zeigen - die Bilder, die derzeit die Berichterstattung aus China und Italien prägen, können Angst einjagen. Der neuartige Corona-Virus SARS-CoV-2 und die von ihm ausgelöste Lungenkrankheit COVID-19 provozieren in uns Vorstellungen, die an Filme wie Outbreak oder Contagion erinnern: Eine sich rasend ausbreitende Infektion, die Millionen Menschenleben gefährdet und die Zivilisation an den Rand des Abgrunds führt. Fiktionen prägen unsere Wirklichkeitserfahrung. Der Literaturwissenschaftler Johannes Franzen hat aus diesem Grund zurecht darauf hingewiesen, dass es wichtig ist, die Art und Weise zu hinterfragen, „wie wir uns fürchten". Auf dem Spiel steht nämlich unser realer Umgang mit einer viralen Bedrohung. Fiktionen erweitern unsere Imaginationsvermögen, lassen uns üblicherweise Unbedachtes bedenken, doch sie können sich auch wie ein Schleier über unsere Erfahrungswelt legen und ganz eigene Gefahren produzieren.
Oliver Weber
Student / Autor, Regensburg
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