Am 12. September ist es endlich wieder so weit und wir dürfen Münchens derzeit wohl beliebtesten Schauspieler auf der großen Leinwand bewundern: Florian David Fitz. Seinen neuen Film „Da geht noch was“ haben wir euch die Woche bereits vorgestellt, diesmal erzählen wir euch, was er selbst zu seiner (Fast-) Komödie über eine kaputte Familie zu sagen hat. Denn kurz vor Filmstart hat sich Florian tatsächlich noch Zeit für ein Interview mit curt genommen.
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Holger Haase, der bei „Da geht noch was“ Regie geführt hat? Es ist ja immer auffällig, wenn ein bekannter Schauspieler wie du mit einem Regisseur dreht, der vorher noch nie einen Kinofilm gemacht hat.
Wir kannten uns schon vorher, weil Holger mal bei einer Folge von „Doctor’s Diary“ Regie geführt hat. Aber ausschlaggebend war am Ende das Drehbuch. Viola Jäger, mit der wir schon bei „Vincent will meer“ zusammengearbeitet haben und die auch hier Produzentin ist, kam auf mich zu und hat mir das Buch geschickt. Und ich mochte den Zauber der Geschichte.
Was genau hat dir daran denn gefallen?
Zum einen die komödiantischen Möglichkeiten, die sich bieten, wenn drei Menschen in einem Haus zusammen sind, die nicht zusammen sein wollen. Zweitens stelle ich mir vor, was ist, wenn du plötzlich wieder in deinem Jugendzimmer liegst und deine Frau wartet im Urlaub und scharrt mit den Füßen. Und drittens mag ich diese Spiegel, die man dadurch aufstellen kann. Was passiert, wenn sich der Opa plötzlich mit dem Enkel so gut versteht und ihm dann zeigen kann, was er dem Sohn nie zeigen konnte? Was es ja im wirklichen Leben dauernd gibt. Man hat doch oft das Gefühl, die eigenen Eltern haben etwas verbockt und eigentlich will man nur, dass die sich dafür entschuldigen. Bis man irgendwann die Schwäche des anderen sieht und merkt, wie der abbaut. Wie er alt wird. Und dass es in Angesicht dessen vielleicht gar nicht so wichtig ist, noch eine Entschuldigung zu hören. Dass man auch da eine Verantwortung übernehmen muss. Außerdem erkennt man ja mit den Jahren, dass man genau in denselben Mustern gefangen ist wie die Eltern.
Wie meinst du das?
Witzig ist ja, dass der Sohn – also ich – sich komplett unabhängig von seinem Vater machen will, nichts von ihm möchte und nach lauter äußerlichen Sachen strebt, um ihm das zu beweisen. Dann wird ihm jedoch klar, dass sich doch alles wieder auf den Vater bezieht, eben weil alles eine Reaktion auf ihn ist. Und dieses schwierige Verhältnis wiederholt sich dann mit dem eigenen Sohn, dem man komplett alle Möglichkeiten geben möchte, ihn auf andere Weise dann aber wieder so vernachlässigt, wie man selbst vernachlässigt wurde. Es geht also nicht nur darum, die Fehler des anderen zu erkennen, sondern auch die eigenen.
Erkennt man das denn immer? Bei Conrads Vater hat man nicht unbedingt den Eindruck, dass er mit dem Alter weiser geworden ist.
Weise zu werden, heißt ja nur, Einsicht in die eigene Dummheit zu haben und deswegen vielleicht ein wenig weiser zu agieren. Vielleicht auch ein bisschen milder zu sein mit sich selber. Erwachsenwerden bedeutet auch, dass man im Entwicklungsstadium bleibt. Man liest das ja mittlerweile überall, dass man lernt, bis man alt ist.
Während Conrad sich durch dieses Lernen nach all den Jahren so seinem Vater wieder annähert und auch seinen Sohn besser begreift, steht seine eigene Ehe zwischendurch vor dem Aus. Was ist das Problem des Paares?
Eigentlich ein sehr gängiges Problem. Die haben sich ja in einer Sache getroffen. Und zwar, dass sie es den anderen zeigen wollen. Also haben sich hochgearbeitet, mit eisernem Willen. Sie sind so fixiert auf das eigene Haus im Naturschutzgebiet, in dem alles perfekt sein soll, der perfekte Blick. Dass in diesem Haus später eigentlich niemand leben möchte, das begreift er ja erst dann. Und daraus entsteht der Konflikt: Er sitzt da in seiner Jogginghose und begreift Dinge über sein Leben, während sie noch auf dem anderen Planeten ist. Das Symbol für diese Beziehung sind ja diese leeren Geschenke auf den Weihnachtskarten, weil man die Fotos im August machen muss, da der Fotograf sonst keine Zeit mehr hat oder man überhaupt nicht mehr zusammengekommen ist davor.
Diese Stellen in „Da geht noch was“ sind oft witzig, weil sie auch schön die Absurdität aufzeigen. Gleichzeitig wird es aber auch teilweise richtig traurig. Würdest du den Film denn überhaupt noch als Komödie bezeichnen?
Ich werde oft angesprochen bei diesem Film, dass neben dem komödiantischen Teil alle eine Träne verdrückt haben. Und das zieht sich eigentlich stringent durch die Filme durch, die mich interessieren. Das war bei „Vincent“ so, bei „Jesus liebt mich“ und hier jetzt eben auch. Ich mag das sehr gerne. Ich find’s schön, wenn die Leute mit einer Komödie reingeholt werden, weil ich ja auch Lust habe zu lachen, und bin froh, wenn ein Film das schafft. Ich bin aber auch froh, wenn ich aus einem Film mit einem gewissen Mehrwert wieder rausgehe.
Wie viel von diesem Mehrwert geht denn auf dich zurück? Du hast das Originaldrehbuch ja selbst noch einmal bearbeitet.
In dem Originaldrehbuch ging es mehr um die Grundidee, die Holger hatte, nämlich dass die Eltern sich trennen nach vierzig Jahren Ehe und der erwachsene Sohn nicht wirklich damit klar kommt. Jetzt wollte man trotzdem, dass Conrad die Hauptfigur ist, obwohl der eigentlich nur den Eltern zuschaut, wie die sich trennen und wieder finden. Und ich war der Ansicht, dass eine Hauptfigur auch einen eigenen Konflikt braucht, wenn du mit ihm mitgehen willst. Ich habe dann den Konflikt aus dem Buch genommen, ihn aber in den Vordergrund gestellt und versucht, alles miteinander zu verknüpfen und in einen Bogen zu bringen. Oder Bilder dafür zu finden. Man versucht ja, in einem Film ein Bild zu finden, das für etwas steht und das ist jetzt in dem Fall der Pool, wo man sagt, das war früher das Symbol der Knechtung, dieses Missverständnis zwischen den beiden. Und am Ende wird etwas völlig Anderes draus, das Bild dafür, dass man einfach mal loslassen und reinspringen sollte.
Sind denn bei dem Umschreiben auch Erfahrungen aus deinem eigenen Leben hineingeflossen?
Klar! Man ist ja ein sehender, fühlender und denkender Mensch. Es fließen immer eigene Erfahrungen mit rein. Aber nicht nur eigene Erfahrungen, sondern auch das, was ich mitbekommen habe von anderen Leuten. Wenn ich jetzt nur aus meinem eigenen Leben ziehen könnte, dann wären die Geschichten wahrscheinlich sehr langweilig.
Anders als bei „Jesus liebt mich“ hast du hier nur am Drehbuch gearbeitet, selbst aber nicht Regie geführt. Ist das denn für die Zukunft wieder geplant?
Ich werde definitiv noch mal Regie führen, sofern mich jemand lässt. (lacht) Es ist halt aber so ein Riesencommitment. Ich werde vermutlich nur dann Regie führen, wenn ich das Buch selber schreibe. Und das bedeutet, dass ich dann zwei Jahre damit unterwegs bin. Das ist echt schon wie ein Kind kriegen. Ich bin sogar froh, dass ich jetzt wieder ein bisschen spielen konnte. Das habe ich mir nach „Jesus“ vorgenommen, dass ich wieder ein paar unterschiedliche Sachen spielen kann. Und das genieße ich gerade sehr.
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