„Im Kabarett", sagt Martin Zingsheim, „muss man sich damit abfinden, dass nie etwas wirklich fertig ist. Kaum hat man ein Programm auf CD gebrannt, stellt man drei Wochen später fest: Jetzt wäre es genau richtig gewesen..."
Zweimal im Jahr gibt es in der „Comedia" die politische Radioshow „Zingsheim braucht Gesellschaft" - eine Mischung aus Talk-, Musik- und Kabarettshow, in der der gebürtige Kölner Zingsheim mit Gästen aktuelle politische und gesellschaftliche Themen diskutiert. Produziert wird die Live-Show vom Deutschlandfunk, der sie anschließend in seiner Kabarettsendung „Querköpfe" an zwei aufeinanderfolgenden Mittwoch-Abenden sendet.
Gastgeber Martin Zingsheim hat ursprünglich Musikwissenschaften studiert - und lange Zeit gedacht, dass er mal Komponist werde - bis er dann feststellte, dass ihm das sehr akribische Arbeiten und Notenschreiben gar nicht liegt: „Ich bin dann abgerutscht in die Kabarett- und Comedyszene. Wie andere in die Drogenszene", lacht er.
Über die „Springmäuse" kam er zum Dreier-Kabarettensemble „Bundeskabarett" mit Sebastian Pufpaff und Henry Schumann. Als es sich auflöste, ging Zingsheim allein auf die Bühne, zunächst zum Austesten. Gleich nach den ersten fünfminütigen Probeauftritten wurde er gefragt, wann er denn mit seinem eigenen Programm beginnen wolle. „Leichtsinnig und adrenalingesteuert, wie ich bin", erinnert er sich, „habe ich dann gesagt: April." Und schon gab es einen Premierentermin - und eine Motivation von außen. Auch das ist inzwischen einige Zeit her: Schon 2012 erschien in der Sendung „Querköpfe" das erste Porträt von Martin Zingsheim.
Meine Südstadt: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Deutschlandfunk?
Martin Zingsheim: Tatsächlich haben die freie Redakteurin Daniela Mayer vom Deutschlandfunk und ich zeitgleich die gleiche Idee gehabt. Ich rief an und sagte, dass die „Querköpfe"-Sendung toll ist - und man sie eigentlich ab und zu live auf die Bühne bringen müsste. Als ich das gesagt hatte, erwiderte sie: „Lustig: Hier liegt genau dieses Konzept auf dem Tisch. Und Dein Name steht drauf". Das war mal wirklich Telepathie.
Wer sucht die Diskussions-Gäste aus?
Das ist ein Glücksfall: Ich kann ganz frei Vorschläge machen, wen ich alles gern dabeihätte. Und in der Regel sind wir auch da einer Meinung, denn wir wollen spannende, unterhaltsame Leute, musikalische Gäste - immer auch welche, die etwas zu sagen und eine eigene Sicht auf die Dinge haben. Und wir haben natürlich auch den Anspruch, die durchmischteste, jüngste und hochprozentig weiblichste Sendung zu sein. Wir haben - wie ich finde - einen tollen Schnitt an jungen Aktivist*innen, Politiker*innen, Stimmen, die man noch nicht schon vierzehn Mal die Woche bei Plasberg und Lanz gehört hat. Und ansonsten gehe ich da ganz subjektiv vor: Wer hat mich begeistert, angesprochen, irritiert in den letzten Monaten - und wer hat zum Thema, auf das wir uns vorher verständigt haben, etwas zu sagen. Es macht Spaß, sich im Hinblick auf die Gäste mit der Redakteurin zu „battlen". Da führen wir heimlich Strichlisten, wessen Gastidee am besten aufgegangen ist ...