Nora Koldehoff

Freie Autorin / Freie Journalistin, Köln

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Artikel

Bücher von Krieg und Frieden

Bild: Barbara Siewer

Ist der Erste Weltkrieg ein Thema für ein Kinderbuch? „Ja", findet Julie Cazier, französische Verlegerin in der Südstadt. Mit dem Kinderbuch „Ein Ball für den Frieden" legt sie nun bereits den zweiten Band vor, der den Ersten Weltkrieg, dessen Beginn sich in diesem Sommer zum hundertsten Mal jährte, Thema macht.

Eingebettet ist die wahre Geschichte in eine heute spielende Rahmenhandlung, in der der kleine Leo mit seinem Vater an einer Nachstellung des Weihnachtsabends 1914 an der Front teilnimmt. Sie gibt Einblick in die Sehnsucht auf allen Seiten der Front nach einem friedlichen Weihnachtsfest im Kreis geliebter Menschen. Die Soldaten zünden Lichter an, einer erhebt sich, einen beleuchteten Weihnachtsbaum in der Hand, und niemand schießt auf ihn. Soldaten, die eigentlich Feinde sein sollen, kommen zusammen, reden, zeigen einander Fotos ihrer Lieben, tauschen Souveniers und Essen aus, singen und essen gemeinsam - und beginnen schließlich ein Fußballspiel. Ein einziger Abend des Friedens - bei dem es jedoch auch bleibt, wie ja bekannt ist.

Die Fragen, die sich natürlich sofort aufdrängen - Wie kann es sein, dass man dennoch, ‚business as usual', am nächsten Tag wieder aufeinander schießen konnte, weitermachen in einem entschmenschlichenden Krieg? - will das Buch nicht vorweg nehmen oder aufdrängen. Der von Géraldine Elschner geschriebene und von Fabien Doulot gezeichnete Band soll aber an eine Zeit erinnern, die so lange noch nicht her ist. Und er will Grundlage für Gespräche über diese Zeit sein.

„In Deutschland", konstatiert Julie Cazier, „ist der Erste Weltkrieg sehr viel weniger präsent als zum Beispiel in Frankreich. Dort stehen das Thema und das resultierende Trauma und auch Ausflüge zu den Schlachtorten im Fokus der Geschichtsaufarbeitung. Ebenso gewichtig, wie hierzulande für jedes Schulkind die Geschichte und Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs ein zentrales Thema sind.

Die damals in Europa noch anders bewertete Logik des Kriegeführens ist heute aufwachsenden Generationen schwer zu vermitteln - zum Glück. Bei aller zeitlichen und inhaltlichen Distanz eine Ausdrucksform für das Gedenken zu finden, kann deshalb sehr vielfältig aussehen. Und dieses gehörte zur Generation unserer Großeltern und Urgroßeltern, so weit ist das nicht weg von uns."

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Montag, 22. Dezember 2014 | Text: Nora Koldehoff

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