Bereits im Alter von 17 Jahren trat aus der niedersächsischen Kleinstadt-Idylle in die Deutsch-Rap Öffentlichkeit. Trotz kleinem Szene-Hype und dem recht schnellen Ausruf des Produzenten-Wunderkind-Stempel medialer Seits, ging Nugat jeden Schritt mit bedacht.Zunächst zeigte er nicht einmal sein Gesicht, noch heute verrät er seine Heimatstadt nicht. Das persönliche findet innerhalb seiner gefühlvoll gesungenen Songs statt. Nach der „ Ward 8" EP, die Anfang des Jahres als dritte und zunächst letzte EP via Crowdfunding erschien, verloren sich zum Ende des Festival-Sommers immer mehr Songs von einem kommenden Projekt im Netz. Heute erscheint mit "Guns" das bereits zweite Video. Der Release der neuen EP mit dem Titel "The Intelligence of an Anti-Social" scheint nur noch einen Kippenzug entfernt. Hier vermischt der mittlerweile 19-Jährige klassische Hip-Hop-Drums mit Synthie-Melodien der SoundCloud-Schule, Kopfstimmen-Gesang und Mobb Deep-Zitaten. So erschafft er einen Entwurf zeitgenössischer Pop-Musik, den man sich als Hip-Hop verliebter Jugendlicher für das Mainstream wie Radio nur wünschen kann. Zum Albschluss der Festivalsaison gab Nugat nun gleich zwei Konzerte im Rahmen des Reeperbahn Festival. Unter anderem wird für sein Set der St. Pauli-Fanshop auf der Vergnügungsmeile in eine Konzert-Location verwandelt. Im Lager desselbigen trafen wir uns vor seinem Konzert und sprachen in einer Runde mit einigen Freunden des Protagonisten über seine bisherige Laufbahn, die neue EP und Zukunftswünsche.
„Ne andersherum eigentlich. Ich hab am Anfang eher Hip-Hop-Beats gemacht, aber immer schon so Mukke gehört, wie Billy Talent, Elvis oder Green Day. Aber immer auch Hip-Hop. Alles was mir gefällt höre ich mir an. Die erste EP, die ich gemacht habe, war eher Hip-Hop und jetzt geht es etwas davon weg."
Ich habe gelesen, dass du mit 13 sowohl Huss&Hodn als auch das Produzieren für dich entdeckt hast. Gab es dabei einen Zusammenhang?„Bestimmt, ja. Ich fand die Beats einfach über geil, dieses jazzige. Meine erste EP ging dann auch in die Richtung."
„Wenn ich mit den Jungs diskutiere, was das ist, finde ich dafür eigentlich gar keine Schublade. Das finde ich auch eigentlich ganz geil. Das ist schon immer noch Hip-Hop, aber es ist nicht irgendeine Schublade. Es ist nicht straight Hip-Hop. Es ist auch nicht straight Pop. Wir sagen immer Urban-Pop."
„Momentan?"
„Habe ich ja vorhin schon gesagt, das ist sehr durcheinander eigentlich. Das geht von James Blunt, den ich sehr sehr feier, über Coldplay bis hin zu Kodak Black oder Lil Pump. Die neueren Sachen, wie Ko-Black finde ich sehr gut. Aber eben auch poppige Sachen. Jon Bellion ist ein sehr großer Einfluss gerade bei mir."
„Früher auf jeden Fall so Sachen wie Bennett On, Peet, Dexter. Die klassischen Leute aus Deutschland eigentlich. Aber sonst jetzt gerade eigentlich wenig, Flume halt immer."
„Einfach nur einen Beat bauen oder ein richtiges Feature?"
„Ich hoffe doch irgendwann Jon Bellion. Eigentlich wirklich die die Leute, die ich auch als Einfluss genannt habe und selbst höre. Also die ganz Großen."
(überlegt lange, fragt dann halb sich selbst, halb in die Runde:) „Höre ich grad was Deutsches?" - „ Rin?" „Ja gut, Rin findet glaube ich gerade jeder interessant. Finde ich auch."
Absolut.
„Ansonsten fällt mir gerade wirklich nichts ein."
„Eigentlich habe ich gar keine feste Vorgehensweise dadrin. Ich hatte mal eine: Ich habe am Anfang immer mit den Drums angefangen. Aber jetzt hat sich das komplett gewandelt. Ich setzte mich nicht mehr ins Studio und will einen Song machen. Ich bin immer mit Freunden unterwegs und dann sind wir im Studio und ich habe eine Idee und mache das kurz. Dann machen wir wieder irgendwie was anderes und dann baue ich wieder irgendwas dazu, weil mir Drums oder Gesang in den Sinn kommen oder was weiß ich. Momentan ist da gar keine Linie drin. Das was passiert, passiert."
„Auch komplett unterschiedlich. Manchmal habe ich einen kompletten Text fertig und ich mache dann halt einen Beat dazu, manchmal ist es auch andersherum. Manchmal passiert auch beides gleichzeitig."
„Ja ich kann auch mobil produzieren nur mit dem Laptop."
Nutzt du eigentlich immer noch Fruity Loops?
„Ne, ich bin mit der letzten EP auf Ableton umgestiegen. Ich spiele Live auch mit dem Push von Ableton und das war am Ende auch der Grund für den Umstieg. Ich habe nichts gegen Fruity Loops, immer noch ein killer Programm.
Wenn du einen Song machst, machst du den dann komplett fertig oder gibst du den, gerade vor der Abgabe einer EP, noch mal zum Mastern raus?
„Haben wir gemacht bei den ersten beiden EPs, bei „Ward 8“ dann schon nicht mehr und jetzt gerade mache ich auch alles bis zum Mastern selbst.“
Zur visuellen Umsetzung deiner Musik: Das macht ja alles dein Kollege Jannis Rolfs. Erarbeitet ihr das zusammen oder setzt er deine Musik allein um?
„Wir machen das schon zusammen würde ich sagen. Manchmal hat er die Idee, manchmal habe ich eine Idee und rufe ihn an.“
Ich habe, weil es mir erstmal nichts gesagt hat, mal „Ward 8“ gegoogelt. Das sei ein Cocktail aus Boston, der nach einem Politiker benannt wurde, der da für den achten Bezirk der Stadt kandidiert hat.
„Ein Cocktail aus Boston Echt?“
Ja, das war zumindest der erste einzig ernstzunehmende Treffer. Also gibt es da keinen Zusammenhang?
„Ne, gar nicht. Ich war ziemlich lange im Krankenhaus und lag da halt auf Station Acht und habe da auch angefangen die EP über Laptop und Kopfhörer zu produzieren.“
Krass, das ergibt für mich wiederum total Sinn. Ich habe die EP als sehr introvertiert wahrgenommen. Es geht viel um das, was in deinem Kopf stattfindet. Die neuen Singles finden dagegen eher über äußerliche Einflüsse statt, wenn man Songs wie „Homies“ oder „Dons City of Boredom“ nimmt. Wie kommt diese Wandlung?
„Ich würde gar nicht sagen, dass das von Außen inspiriert ist, weil das alles Sachen sind, mit denen ich mich den ganzen Tag beschäftige. Ich würde nicht sagen, dass da ein neuer Einfluss gekommen ist.“
Also war „Ward 8“ da die Ausnahme, weil du da eher isoliert warst?
„Ja genau.“
Wird deine neue EP eigentlich wieder über Crowdfunding laufen? Willst du dazu schon mehr verraten?
„Nein, diesmal wird es kein Crowdfunding geben.“
Ansonsten gibt es ja noch kein Release-Date für die kommende EP, aber mit „Homies“, „Don’s City of Boredom“ und „Guns“ sind ja bereits drei Songs von der Platte draußen. „Ward 8“ hatte in Gänze nur vier Tracks. Wird die neue EP nun länger?
„Ja. Viel länger. Zehn oder elf Songs werden es, aber trotzdem als EP, nicht als Album.“
Warum denn dann nicht als Album?
„Ich habe immer das Gefühl, wenn man ein Album macht gucken alle ganz anders auf dich und deine Musik. Wenn dann irgendwas nicht ganz hochpoliert ist, ist es direkt ein scheiß Album, übertrieben gesagt. Ich mag das dann einfach lieber eine EP rauszubringen.“
Hast du denn vor noch einmal ein Album zu machen?
„Ja auf jeden Fall. Wenn ich merke, dass ich Lust habe ein Album zu machen, quatschen wir darüber und wir machen ein Album. Ich finde aber man sollte lieber vier Songs raushauen, die du selbst auch echt krass findest. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand in so einer kurzlebigen Zeit einfach mal 20 Songs auf sein Album packt und die dann wirklich komplett feiert. Ich finde es aktuell besser vier bis fünf, mit denen du voll down bist, rauszubringen, als dann zu denken ich müsste jetzt noch ein Album voll kriegen.“
Danke dir für das Gespräch!
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