Das Plastik raschelt in den Händen der jungen Syrerin. Kawther, graues Kopftuch, graue Bluse, steht auf dem Gelände des griechischen Hafens von Piräus. Helfer haben ihr ein eingepacktes Brötchen gegeben, aber keinen Ratschlag, wohin sie jetzt gehen könnte. Neben ihr hockt ihr Mann Ibrahim. Beide sind sie aus der syrischen Stadt Deir al-Sur geflohen, die im Osten des Landes liegt und teilweise von den Kämpfern des "Islamischen Staates" (IS) kontrolliert wird. Jetzt sitzen sie in Griechenland fest. Wie mehr als 40.000 weitere Flüchtlinge im ganzen Land.
Kawthers Augen wirken müde. Sie blickt auf einen Backsteinbau des Hafengeländes, dessen Scheiben eingeschmissen sind. Sie sieht die Frauen und Kinder, die davor sitzen. Neben ihnen liegen kleine Rucksäcke und zusammengerollte Wolldecken. Etwas weiter stehen grüne Campingzelte auf dem Asphalt. Kawther wendet ihren Blick ab. "Wie kommen wir zur mazedonischen Grenze?", fragt sie.
Tag für Tag bringen die Fähren Hunderte Flüchtlinge von den griechischen Inseln auf das Festland nach Athen. In der ersten Märzwoche waren es mehr als 9.000 Menschen. Von Piräus aber kommen die Flüchtlinge nicht weiter. Die Busse nach Norden fahren nicht mehr, seit Mazedonien seine Grenze zu Griechenland geschlossen hat. Im Hafen schlafen derzeit mehr als 3.000 Flüchtlinge in den Wartehäusern und Lagerhallen oder in Zelten neben den Gebäuden. Einige Freiwillige verteilen Essen, der griechische Staat jedoch ist hier weitgehend abwesend. Aus einem Ort der Durchreise ist ein Ort des Stillstands geworden.