Ende März hat Präsident Lukaschenko wieder durchgegriffen: Etwa tausend Menschen protestierten in Minsk gegen ihn und seine Polit-Clique an der Spitze des Landes. Der Staat schickte die Polizei los, die löste die Demonstration auf - mit Gewalt und Schlagstockeinsatz. Etliche Demonstranten landeten hinter Gittern, darunter viele Jugendliche und Studenten.
Die Unterdrückung der Opposition ist Alltag im Land von Staatchef Alexander Lukaschenko. Wer gegen ihn das Wort erhebt, dem wird der Mund verboten, der wird exmatrikuliert, verliert seinen Job oder muss ins Gefängnis. Lukaschenko ist der letzte Diktator Europas.
Das Problem: Ein erheblicher Teil der Weißrussen vertraut ihm dennoch. Seit er an der Macht ist, hat es das Land zu bescheidenem Wohlstand gebracht. Seit 14 Jahren ist Lukaschenko im Amt - und viele Menschen in Weißrussland denken, dass er für Stabilität steht: weil er das Land vor dem Chaos bewahrt habe, mit dem der große Bruder Russland nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion lange zu kämpfen hatte.
Immer schön stillhalten
Selbst bei einer freien Abstimmung hätte Lukaschenko wohl gute Chancen auf eine Wiederwahl. Viele Jugendliche haben nie einen anderen Präsidenten erlebt und sich an ihn gewöhnt, sie halten es für normal, dass Lukaschenko die Freiheit der Menschen einschränkt. Oder sie nehmen es zumindest hin. Viele leben ihren Alltag nach einer Devise, die der 25-jährige Programmierer Alexander so umreißt: "Leg dich nicht mit dem Staat an, dann legt sich der Staat auch nicht mit dir an."
Weißrussland ist heute eine moderne Diktatur: Es gibt Wahlen - aber aufsässige Journalisten lässt der Präsident zurückpfeifen. Es gibt auch Jugend- und Subkultur - aber einige Bands erhalten wegen ihrer Musik und Texte keine Auftrittserlaubnis und keine Auftrittsangebote. Es gibt keine Pressefreiheit, ein Großteil der Bevölkerung wird mit einseitigen Informationen gefüttert.
Im September soll ein neues Parlament gewählt werden. An Veränderung glaubt so gut wie niemand, erst recht unter den jungen Leuten. Viele sehen ihre Zukunft im Ausland.
Im SchulSPIEGEL erzählen fünf junge Weißrussen von ihrem Leben in Lukaschenkos Reich und ihrer Suche nach Glück (Siehe Link zu Originalartikel auf SpiegelOnline).