Pünktlich zum Start der EM in Polen gab es für alle Handball-Fans die passende Lektüre: Im Buch „111 Gründe, Handball zu lieben“ werden Weltmeister und Olympiasieger mit dem Handballalltag von nebenan vereint; es umfasst unterhaltsame Anekdoten, berührende Schicksale und Rückblicke in die spannende Geschichte der Sportart. „Spätestens seit dem spektakulären WM-Titel der Herren im Jahre 2007 ist Handball in Deutschland keine Randsportart mehr – hier ist das Buch für alle Fans!“, wirbt der Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag. Nele Hüpper sprach mit Autorin Julia Nikoleit, Redakteurin von handball-world.com, über das Buch ...
Vorab: Wie viel Spaß könnte das Buch Fußballern machen?
Julia Nikoleit:
Du meinst, außer den Gründen, in denen sich über den Fußball lustig gemacht wird? (lacht) Nein, im Ernst: Ich hoffe, dass das Buch jedem Leser und jeder Leserin Spaß macht - unabhängig, ob man aus dem Handball, dem Fußball oder dem Wasserball kommt. Es soll vielmehr die Faszination und die Geschichten rund um unseren Sport vermitteln - und wenn dadurch ein Nicht-Handballer Feuer für den Handball fängt, ist das umso besser.
Wie ist es überhaupt dazu gekommen, dass du dieses Buch schreibst?
Julia Nikoleit:
Das war ein glücklicher Zufall. Ein Freund von mir schreibt gerade seinen ersten Roman - und sein Agent suchte in vergangenen Frühjahr jemanden, der die „111 Gründe, Handball zu lieben“ schreiben kann. Der Freund gab meine Telefonnummer weiter und nachdem ich testweise einen Grund verfasst hatte, wurde der Vertrag aufgesetzt.
Hast du bei der Recherche für das Buch etwas über Handball herausgefunden, dass dich überrascht hat?
Julia Nikoleit:
Ich habe auf jeden Fall Dinge erfahren, die ich vorher noch nicht wusste. Dass eine DDR-Handballerin, die Silber und Bronze bei Olympia gewannen, bereits eine weitere Olympia-Medaille in einer anderen Sportart holte, beispielsweise. Oder dass Andrei Lavrov unter vier verschiedenen Flaggen Olympia-Medaillen holte … es war wirklich eine sehr interessant Recherche!
Welcher ist dein Lieblingsgrund aus dem Buch?
Julia Nikoleit:
Ich glaube, es ist „weil die goldene Generation doch noch ihren Titel holte“. Das war der erste Grund, den ich geschrieben habe und als Test bei meinem Agenten vorlegen musste. Danach habe ich die Datei zwei Wochen nicht mehr angerührt - und als ich den Vertrag zur Unterzeichnung vorliegen hatte, habe ich mich gefragt, ob ich das wirklich kann. Ich habe daraufhin den Grund noch einmal gelesen und dachte danach: Ja, ich kann das. Er hat mich die ganze Zeit motiviert - weil er der Beweis war, dass ich einen Grund so schreiben kann, wie es für die Serie sein muss. Das musste ich dann ja nur noch 110 Mal wiederholen (lacht).
Wie viele Gründe haben es nicht ins Buch geschafft?
Julia Nikoleit:
Um die 30 Stück waren es schon - in erster Linie, weil sie sich bei genauerem Hinsehen doch nicht eigneten oder andere einfach besser waren. Ein Beispiel? Auf der ursprünglichen Liste gab es den Grund „... weil man auch mit 140 Kilo Leistungssportler sein kann“, der natürlich auf Rolando Uríos anspielen sollte. Der Titel für den Grund klang zwar griffig, doch die Geschichte dahinter hat mich auf den zweiten Blick nicht mehr überzeugt. 140 Kilo schwere Leistungssportler gibt es öfter - aber mit nur einem Auge oder neun Fingern Nationalspieler zu sein, nicht.
Gibt es Gründe, bei denen du persönlich traurig bist, dass sie es nicht ins Buch geschafft haben?
Julia Nikoleit:
Am Anfang gab es die Überlegung, über verschiedene Gründe das Regelwerk und die Taktik zu erklären, um das Buch sportartfremden Käufern als unterhaltsamen Einstieg in die Sportart nahezubringen. Für mich als Trainer wären Gründe wie „weil ein 3:3 besser sein kann als ein 4:2“ interessant zu erläutern gewesen, aber das hätte zu weit geführt - da waren mein Agent und ich uns schnell einig. Das Buch soll mit Anekdoten und Geschichten für den Handball begeistern - wer darüber hinaus die Taktik verstehen möchte, ist bei entsprechender Fachliteratur besser bedient.
Was wäre der 112. Grund gewesen?
Julia Nikoleit:
Als Hommage an den Bundestrainer, dem ich für sein Vorwort und seine Unterstützung sehr dankbar bin: „weil manchmal einfach alles einfach „Isi“ ist“ - auch, wenn es für Dagur Sigurdsson bei der EM angesichts der Verletzungssituation vielleicht derzeit nicht easy ist …
Gibt es schon Pläne für eine Erweiterung? Oder ein neues Buch?
Julia Nikoleit:
„222 Gründe, Handball zu lieben“ wird es wohl nicht geben - auch, wenn es natürlich genug weitere Gründe gäbe, Handball zu lieben (lacht). Ein neues - anderes - Buch hingegen werde ich nicht ausschließen …