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Umstrittener Künstler: Oz: Der Kult um den toten Sprayer

Oz zeigte nie sein Gesicht. In der Galerie „OZM“ hatte er einen ganzen Raum gestaltet. (Foto: hfr)

Mehr als 120.000 Mal hat er sein Oz-Zeichen auf Wände der ganzen Stadt gesprüht. Seine Leidenschaft brachte Oz (bürgerlich Walter Josef Fischer) schließlich auch ins Grab. Heute vor einem Jahr starb der 64-Jährige – beim Sprayen in der Nähe des Hauptbahnhofs wurde er von einer S-Bahn erfasst. „Das Echo auf seinen Tod war enorm, medial und auch in der Graffiti-Szene“, sagt Alex Heimkind, Oz’ Galerist. Und die Nachfrage nach seinen Werken ist ungebrochen.

Spiralen, Smileys, Oz-Zeichen: Dafür war der Sprayer weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt. Immer wieder hat er aber auch auf Leinwand gearbeitet - um mit dem Verkaufserlös anfallende Gerichtskosten begleichen zu können. In der OZM-Gallery an der Bartelsstraße hängen noch heute einige seiner Werke. Mehrere tausend Besucher seien seit Oz' Tod gekommen, um sie zu sehen, sagt Heimkind.

„Schulklassen waren da, Rentnergruppen, aber auch Graffiti-Interessierte aus allen Kontinenten." Bis zu 4500 Euro kosteten die großformatigen Bilder schon vor Oz' Tod. Mit der steigenden Nachfrage ist nun auch der Preis gestiegen. „Es gibt ja nur wenige Oz-Werke, die zu Lebzeiten katalogisiert wurden", erklärt Heimkind - und hält sich mit genauen Zahlen bedeckt. „Sozialromantiker, Anarchisten und Menschen mit Empathie" interessieren sich für die Werke, sagt er. „Und schlaue Kunstsammler."

Auch im öffentlichen Raum sind die Oz-Tage gezählt. „Einiges wurde inzwischen übermalt", sagt Urban-Art-Experte Marco Alexander Hosemann. Er vermutet, dass Oz aus dem Stadtbild verschwinden wird. „Das ist normal und macht den Reiz dieser Kultur aus: Street-Art ist vergänglich." Es sei denn, man würde ausgewählte Werke hinter Plexiglas schützen. „Die Idee ist gut, man muss nur bedenken, dass damit ja der Grundgedanke zerstört würde", sagt er.

„Seit Oz' Tod gibt's auch viele Ehrenbekundungen anderer Sprayer. Beispielsweise ,RIP Oz' und ,Oz - Sprühe in Frieden'", sagt Hosemann. „Das zeigt, dass Oz nicht nur wegen seiner Kunst beliebt war. Er hat unserer Stadt auch ein Lächeln aufgesetzt."

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