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James Bond & Co.: Hier spielt Hamburg die Hauptrolle!

Stars und Regisseure lieben unsere Stadt lieben: In Hamburg entstanden bereits mehrere Meisterwerke. (Fotos: Töteberg, dpa)

Wer sich in Deutschland für Kino interessiert, der schaut derzeit nach Hamburg. Denn hier ist nicht nur Hollywood zu Gast, sondern das „Weltkino“, wie Albert Wiederspiel sagt. Der 55-Jährige ist Chef des „Filmfests“, das bis Sonnabend Stars und Sternchen in die Stadt lockt. Die Prominenz feiert ihre Arbeit und sich selbst. Und beweist damit einmal mehr, was im großen Berlin oft belächelt wird: Hamburg ist Filmstadt – und das mit jahrzehntelanger Tradition.


„Star Wars“-Star Ewan McGregor winkte vornehm britisch, Oscar-Preisträgerin Jennifer Connelly guckte erst ernst, warf dann aber doch Kusshände in die Menge. Die Eröffnung des 24. „Hamburger Filmfests“ am Donnerstag war glamourös wie lange nicht. Und auch in den kommenden Tagen lassen sich die Stars in der Stadt blicken, geben sich an den roten „Filmfest“-Teppichen die Ehre. So viel Prominenz auf einmal – das kommt in Hamburg heute nur (noch) selten vor. Die großen Blockbuster-Premieren finden seit Jahren in der Hauptstadt statt.

Dabei war Hamburg jahrzehntelang der Nabel der (deutschen) Kinowelt. Und das seit grauer Vorzeit: 1895, die Bilder hatten gerade laufen gelernt,  stand in einem Haus am Gänsemarkt ein erstes Exemplar von Edisons „Kinetoskop“ – und die Hamburger guckten sich gleich reihenweise schwindelig. Mit „Knopfs Lichtspielhaus“ am Spielbudenplatz (das heutige „Docks“) eröffnete 1900 das erste „echte“ Kino Deutschlands, und mit den „Passage-Lichtspielen“ an der Mönckebergstraße 1912 das erste Großkino (1000 Plätze).

Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Kinohauptstadt Hamburg weiter. Die Eröffnung des „UFA-Palasts“ am Gänsemarkt musste im Februar 1958 sogar von mehr als 100 Polizisten geschützt werden. So viele Schaulustige waren gekommen, dass es Promis wie Hildegard Knef, Lale Andersen und Hardy Krüger fast nicht bis in den Saal geschafft hätten. Romy Schneider hielt eine Rede und wünschte dem Kino „viel Glück, sehr viel Glück“ (was nur bedingt half: 2006 machte der Laden dicht), und mehr als 70 Prominente jubelten. 

Die großen Stars fühlten sich in Hamburg wohl – ob im Kinosaal oder vor der Kamera. Hans Albers drehte Straßenfeger wie „Der Draufgänger“ (1931), „Große Freiheit Nr. 7“ (1944) und „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ (1954). Heinz Rühmann spielte hier – und eben nicht in Berlin – den „Hauptmann von Köpenick“. Für die Dreharbeiten wurde 1956 das Finanzamt am Schlump kurzzeitig zum Köpenicker Rathaus – das wussten natürlich nur die wenigsten der rund zehn Millionen Zuschauer, die den Film allein im ersten halben Jahr sahen.

Dass Pierce Brosnan 1997 als James Bond übers Dach des „Atlantic"-Hotels kletterte - davon spricht man noch heute. Genau wie über Hollywood-Schönheit Keira Knightley, die 2002 für „Kick It Like Beckham" in einer Barkasse über die Alster schipperte. Das ist beste Werbung für die Stadt!

Und oft trägt die FFHSH ihren Teil dazu bei: Sie versorgt Produktionsfirmen mit Geld, einer Art Darlehen, das die dann hier auch in Teilen investieren müssen (beim Dreh, im Schnitt etc.) - und es so oft 200-fach wieder zurückzahlen. Mit 900.000 Euro unterstützte die FFHSH beispielsweise „A Most Wanted Man", die bisher größte internationale Produktion, die komplett in Hamburg gedreht wurde.

2014 war das, und Stars wie Willem Dafoe und Philip Seymour Hoffman standen unter anderem im „Silbersack" und am Brahms-Kontor vor der Kamera. „Regisseur Anton Corbijn war von der ,Jungfräulichkeit' Hamburgs mit seinen unverwechselbaren und international noch unverbrauchten Motiven total begeistert", so Köpf.

Doch was der FFHSH an Geld zur Verfügung steht, ist - vor allem im Vergleich zu Berlin - „überschaubar". 12,3 Millionen Euro konnten die Hamburger 2015 für die Filmproduktions-Förderung vergeben. Doch: „Berlin hat nach wie vor den Hauptstadtbonus und mehr als drei Mal so viel Fördergelder wie wir", erklärt Maria Köpf, „Für internationale Projekte hat das natürlich eine große Strahlkraft, auch weil ein Teil dieses Geldes in gezielte Standortwerbung fließt."

Deshalb kommt halb Hollywood immer wieder in die Hauptstadt - von George Clooney („Monuments Men") über Tom Cruise („Operation Walküre") bis Quentin Tarantino („Inglourious Basterds"). In den Studios werden US-Blockbuster in Serie gedreht. Für Hamburg bleiben vor allem die kleineren, die Independent-Filme. Aber auch die bringen es ja manchmal zu Weltruhm: 2004 heimste etwa Fatih Akins „Gegen die Wand" in vielen Ländern Preise ein.

Und wie der Zufall es so will, hat genau dieser Fatih Akin jetzt 'nen dicken Hollywood-Fisch am Haken: Ab dem 20. Oktober dreht er hier mit Diane Kruger das Drama „Aus dem Nichts".

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