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Die Causa Hradecky - alle Fakten zum Poker

Leistungs-und Symphatieträger: Lukas Hradecky

Der Vertragspoker um Torwart Lukas Hradecky ist bislang in der Sommerpause das alles beherrschende Thema bei Eintracht Frankfurt. Und obwohl der Verein am Mittwoch bekannt gab, dass der Keeper das Angebot zur vorzeitigen Vertragsverlängerung ausgeschlagen hat, ist bei dieser Personalie noch nicht das letzte Wort gesprochen. Zumindest mit einem Nachfolger für Heinz Lindner scheint man in guten Gesprächen zu sein. Die „Bild" berichtet von Verhandlungen mit Stefan Ortega von 1860 München. Wir haben euch das Wichtigste im Fall Hradecky zusammengefasst.


Die Vertragslage: Hradecky hat bei der Eintracht noch einen Vertrag bis zum Saisonende 2018 ohne Austiegsklausel für diesen Sommer. Der Marktwert des Keepers liegt derzeit laut „transfermarkt.de" bei 4,5 Millionen Euro.


Das will die Eintracht: Die SGE hatte stets die Absicht, den Vertrag mit Hradecky zu verlängern, was im Winter eigentlich nur Formsache schien. Dazu hat man sich auch für Frankfurter Verhältnisse gestreckt und ihm dem Vernehmen nach einen neuen Konrakt mit einem jährlichen Salär von 2,8 Millionen Euro angeboten, womit er in der Mannschaft zu den Top-Verdienern, wenn nicht sogar zu dem Top-Verdiener aufsteigen würde. Eins möchten die Verantwortlichen aber definitiv nicht: Den Torhüter, der im Sommer 2015 für 2,5 Millionen Euro von Bröndby Kopenhagen zur Eintracht kam, nächstes Jahr ablösefrei gehen lassen müssen. Erneut einen Spieler, der sich bei den Hessen zum Leistungsträger entwickelt und seinen Marktwert erheblich gesteigert hat, ohne Gewinn gehen zu lassen, soll unbedingt vermieden werden.


Das will Hradecky: Der finnische Nationaltorwart macht kein Geheimnis daraus, dass er gerne auch auf Vereinsebene international spielen würde. Es war immer mal wieder zu vernehmen, dass er mit einem Wechsel in die englische Premier League liebäugelt. Möglicherweise spekuliert er auch darauf, dass das Torhüter-Roulette im europäischen Fußball sich zu drehen beginnt. Vom Sportlichen Abgesehen, möchte Hradecky mehr Geld. Mit dem bisherigen Angebot der Eintracht ist er nicht einverstanden. Angeblich fordert er ein jährliches Gehalt von 3,2 Millionen Euro, die „Frankfurter Rundschau" spricht sogar von 4,5 Millionen. Zudem wolle er für „besondere Paraden" noch einmal gesondert vergütet werden. Besonders pikant an der ganzen Sache ist, dass Hradecky, der selbst Verhandlungen als sehr unangenehm empfindet, in dieser Angelegenheit von seinem eigenen Vater vertreten wird, der über keinerlei Erfahrung als Spielerberater verfügt. Ob seine eigentliche Beraterfirma, bei der er noch unter Vertrag stehen soll, bei den Verhandlungen mit am Tisch saß, ist unklar.


Das ist der Stand der Verhandlungen: In den letzten Tagen geisterten immer neue angebliche Fristen durch den Eintracht-Kosmos, bis zu denen Hradecky sich entweder für oder gegen die Offerte der SGE entscheiden sollte. Er selbst sagte zu Beginn der Gespräche, dass eine Entscheidung nach dem Pokalfinale fallen würde. Von Seiten der Frankfurter wurde die Frist immer wieder verschoben, ein letztes Ultimatum wurde über das vergangene Pfingstwochenende eingeräumt. Der vorläufige Höhepunkt erfolgte am gestrigen Mittwoch. Hradecky kontaktierte diverse Medien und ließ verlautbaren, dass er sich nach den Länderspielen im Urlaub Gedanken über seine Zukunft machen wolle. Darüber hinaus brachte er die Dankbarkeit gegenüber seinem aktuellen Arbeitgeber zum Ausdruck und machte deutlich, dass für ihn auch die Entwicklung der Mannschaft, die vor einem erneuten Umbruch stünde, entscheidend sei: „Ich fühle mich hier wohl. Unser Team steht vor einem großen Umbruch und ich bin sehr gespannt, wie wir uns verstärken", sagte er dem „kicker".Kurioserweise ließ der Klub wenige Stunden später vermelden, dass der Berater und Vater des Finnen, die vorzeitige Vertragsverlängerung abgelehnt habe. Dennoch befände man sich nach wie vor in einem „konstruktiven Austausch" mit dem Schlussmann und dessen Berater: „Wir führen weiterhin Gespräche darüber, wie eine gemeinsame Zukunft aussehen kann", ließ Bobic verlauten. Eins ist aber klar: Durch den zähen Poker und das ständige Aufschieben von Ultimaten hat sich Hradecky Kredit bei den Fans verspielt. Der Status „Publikumsliebling" brökelt gewaltig.


Das passiert, wenn Hradecky seinen Vertrag nicht vorzeitig verlängert:

Sollte die Eintracht ihr Angebot nicht noch einmal nachbessern und der Torwart nicht entgegen aller Erwartungen zu den neuen Konditionen doch noch verlängern, besitzt die SGE nur drei Optionen:


  • 1. Verkaufen: Um mit Hradecky doch noch einen Gewinn einzustreichen und eine Ablöse zu generieren, sind die Frankfurter gezwungen, den Finnen - im Optimalfall noch im Sommer - zu verkaufen. Als potentieller Interessent wird derzeit Bayer Leverkusen gehandelt, wo Bernd Leno mit Abschiedsgedanken spielt. Sollte der deutsche Nationaltorhüter die Segel bei den Rheinländern streichen, wäre Hradecky sicherlich eine interessante Option. Geld wäre in dem Fall allemal vorhanden. Allerdings: International spielt er mit Leverkusen auch nicht. Bei einem Abgang müsste die SGE sich allerdings um zwei neue Torhüter bemühen, da auch die bisherige Nummer Zwei, Heinz Lindner, den Verein verlassen wird. Mit dem genannten 24-jährigen Ortega, der auf Grund des Abstieges von 1860 München ablösefrei wäre, scheint man dort aber bereits in Verhandlungen zu stehen. Der gebürtige Hesse kommt als Stamm-Keeper aber nicht in Frage.

  • 2. Behalten als Nummer Eins: Die Variante, die die Eintracht eigentlich um jeden Preis verhindern möchte, ist die, Hradecky im Sommer 2018 ablösefrei gehen lassen zu müssen. Allerdings hätte man in diesem Fall eine Saison lang eine relativ kostengünstige Nummer Eins, bei der man weiß, was man hat. Der Schlussmann soll dem Vernehmen nach derzeit noch einen Kontrakt besitzen, der mit einer jährlichen Summe von unter einer Millionen Euro taxiert sein soll.

  • 3. Behalten als Tribünengast: Das wäre die Variante, bei der letztendlich beide Seiten verlieren, die Eintracht aber ein Exempel statuieren würde. Der Keeper würde auch in diesem Fall 2018 ablösefrei gehen. Durch das genannte niedrige Grundgehalt Hradeckys, hielte sich der finanzielle Verlust im Rahmen. Der Torhüter selbst hingegen würde ein Jahr lang jegliche Spielpraxis verlieren und sein Marktwert entsprechend sinken. Eine Lösung, die letztendlich für keine Seite erstrebenswert sein dürfte.

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