Mirjam Karasek

Redakteurin, Lektorin, Korrektorin, München

13 Abos und 8 Abonnenten
Artikel

curt war da: Eis-Tasting bei del fiore

Das del fiore - officine alimentari am Gärtnerplatz bietet seinen Gästen nun auch selbst gemachtes Eis. curt war da, hat den ultimativen Eis-Test aber in Kinderhand übergeben. Schließlich ist unser jüngstes Redaktionsmitglied Aaron (10 Jahre) in Sachen Eiscreme unschlagbarer Experte.


Inhaber Stefano De Giglio war es schon immer ein Herzenswunsch, sein eigenes Eis zu kreieren. Industriell hergestelltes Eisbasis-Pulver, das nach genau vorgegebenem Rezept mit Milch und Aromen gemischt und in der Eismaschine gefroren wird, kommt ihm nicht in den Becher. Stefano will es traditionell und individuell. Deshalb auch er sich von einem der besten Eismacher Italiens in die Geheimnisse des Eismachens einweihen lassen. Und dann kamen die eigenen Versuche. Viele! Allein für sein Schokoladeneis hat es 45 Rezepte gebraucht, bis es seinen Ansprüchen genügte.


Stefano sprüht vor Begeisterung. Sobald das Stichwort „Eis" fällt, sprudelt es nur so aus ihm heraus: Von qualitativ hochwertigen Zutaten wie naturbelassener Rohmilch von einem kleinen oberbayerischen Bauernhof ist da die Rede, von Haselnüssen aus dem Piemont, Bio-Pistazien ... Von 16 bis 18 % Zuckeranteil erzählt er, statt der sonst üblichen 22 bis 26 %. Der Fettanteil liege hingegen bei bis zu 15 % wegen des reinen Bio-Schlagrahms. Er ist mit solch einem Elan bei der Sache, dass sein Partner Flavio Chouquer ihn eher ausbremsen muss. Zumal der Keller, wo die einzelnen Cremes pasteurisiert und homogenisiert werden, schon jetzt aus allen Nähten platzt.


Bei unserem jungen curt-Tester indes hält sich die Begeisterung in Grenzen. Ob das Milcheis statt in einem elektronisch gesteuerten Vollautomaten in einer traditionellen vertikalen Carpigiani sed40- Eismaschine gefroren wird, Fruchteis und Sorbet in einem diagonalen Freezer, interessiert ihn nicht wirklich brennend. Er will sich endlich durch die zwölf angebotenen Sorten schlecken.


Beim Blick in die Auslage allerdings ist er zum ersten Mal verunsichert: Bei del fiore gibt es statt einer schön dekorierten Vitrine fest verschlossene Zylinder aus Edelstahl. Der Grund: Die traditionellen „Pozzetti" (italienisch für „kleiner Brunnen) halten die Feuchtigkeit fern und das Eis länger frisch. Überhaupt werden die einzelnen Sorten in kleinen Chargen über den ganzen Tag hinweg gefroren und sollten idealerweise in den ersten Stunden nach der Zubereitung gegessen werden. Deshalb auch sind abends nur noch wenige Sorten verfügbar.


Auch auf seine gewohnte Eiswaffel muss Aaron verzichten. Mit einem Eisspatel werden ausschließlich Becher befüllt. Dazu gibt's einen Löffel. „Eis wird nicht geschleckt, sondern gegessen", erklärt Stefano. Denn nur so könne sich der Geschmack im ganzen Gaumen entfalten.


Und los geht's: Zuerst Mango-Lemongras mit frischem Zitronengras, dann frisches Kokos-Sorbet mit 58 % Fruchtfleisch, Thymian-Eis, Haselnuss, Pistazie, Schokolade - die ganze Palette. Unser curt-Tester ist eben Gourmet und Gourmand. Sein Fazit: Er geht jetzt nicht mehr zu seiner gewohnten Eisdiele um die Ecke, sondern nimmt den längeren Weg zu del fiore in Kauf.


„Das ist mein Eis", erklärt Stefano sichtlich zufrieden. Und zufrieden kann er wirklich sein.


TEXT: Mirjam Karasek

Zum Original