Miriam Khan

Online-Redakteurin, Hamburg

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"Mitternachtsmassaker" und Verrückter-Onkel-Vergleich: Das steht im Whistleblower-Buch über Trump

Dürfte mal wieder ziemlich erbost sein über Enthüllungen eines Whistleblowers: US-Präsident Donald Trump

Die Zustände im Weißen Haus sollen unter Donald Trump teils völlig irre geworden sein – das zumindest legt ein neues Buch nahe, das ein "hochrangiges Regierungsmitglied" verfasst haben soll. Was in "A Warning" steht, klingt unglaublich – und schockierend.

Er bezeichnet sich selbst als "ranghohen Mitarbeiter" im Weißen Haus - und als Teil des "Widerstands". Ein bislang unbekannter Whistleblower sorgt seit Wochen für Rätselraten und helle Aufregung in Washington.

Als "Anonymous" hat er ein Buch geschrieben - das erscheint zwar erst am 19. November, mehrere US-Medien haben aber schon jetzt ein Exemplar von "A Warning" erhalten. Daraus zitieren nun die beiden Zeitungen "New York Times" und "Washington Post" - und zeichnen damit ein unglaubliches und teilweise schockierendes Bild von Donald Trump und seiner Präsidentschaft.

"Mitternachtsmassaker" als Alarmsignal für Amerika

Eine der Enthüllungen in dem Buch: Mehrere Mitarbeiter im Weißen Haus sollen in der Vergangenheit erwogen haben, geschlossen zurückzutreten, um so ein deutliches Alarmsignal zu senden hinsichtlich Trumps fehlender Eignung für sein Amt. Das Ganze nannten die Widerständler offenbar "Midnight Self-Massacre" ( dt. etwa Mitternachts-Selbstmassaker), in Anlehnung an das "Saturday Night Massacre" vom 20. Oktober 1973. Im Zuge der Watergate-Affäre gab es damals eine Reihe von Rücktritten und Entlassungen im politischen Washington unter US-Präsident Richard Nixon. Nixon kam später einer drohenden Amtsenthebung zuvor und trat seinerseits zurück.

Nach Angaben von "Anonymous" stoppten die Beteiligten den "Massaker"-Plan aber doch noch - zu groß war demnach die Angst, mit einem Massenrücktritt die ohnehin schon "taumelnde Regierung" vollständig zu destabilisieren und so dem Land irreparablen Schaden zuzufügen.

Whistleblower ist offenbar "Teil des Widerstands im Weißen Haus"

Die Widerständler und auch der Autor selbst sind derweil keine Unbekannten: In einem 2018 in der "New York Times" erschienenen Gastbeitrag beschrieb ein Whistleblower erschreckende Zustände im Weißen Haus. Dabei soll es sich um den gleichen Verfasser handeln, der nun auch "A Warning" geschrieben hat.

In dem "Times"-Artikel mit der Überschrift "Ich bin Teil des Widerstands innerhalb der Trump-Administration" beschrieb der Autor einen unmoralischen Präsidenten, der "ungestüm, widersprüchlich, kleinlich und ineffizient" handle. Viele hochrangige Mitarbeiter im Weißen Haus würden deshalb im Stillen daran arbeiten, "Teile seiner Agenda und seine schlimmsten Neigungen zu torpedieren", hieß es.

In "A Warning" revidierte der "Whistleblower" nun allerdings einige seiner damals getätigten Aussagen: "Was den 'stillen Widerstand' in der Trump-Regierung anbelangt: Da lag ich falsch." Bürokraten und Kabinettsmitglieder hätten nie versucht, "Donald Trump auf lange Sicht in die richtige Richtung zu steuern oder seinen bösartigen Regierungsstil zu korrigieren. Er ist nun mal, wer er ist", so " Anonymous". Eine Begründung für den plötzlichen Sinneswandel liefert der Autor jedoch nicht.

"Es ist, als würde man im Pflegeheim auftauchen und seinen Onkel entdecken, der ohne Hosen über den Hof rennt"

Die Enthüllungen gehen aber noch weiter: Manche Mitarbeiter des Weißen Hauses würden morgens mit einer "ausgewachsenen Panik" aufwachen - Trumps Twitter-Entgleisungen sei Dank.

Wortwörtlich schreibt "Anonymous": "Es ist, als würde man morgens im Pflegeheim auftauchen und seinen alten Onkel entdecken, der ohne Hosen über den Hof rennt und dabei laut flucht über das Essen in der Cafeteria, während besorgte Besucher versuchten, ihn einzufangen. Du bist fasziniert, amüsiert und peinlich berührt zur gleichen Zeit. Bloß: Dein Onkel würde das wohl nicht an jedem einzigen Tag tun, und seine Worte würden nicht an die Öffentlichkeit gelangen, und er würde in dem Moment schon nicht mehr die US-Regierung leiten, wenn er seine Hosen wieder anhätte."

Donald Trump: Witze über Frauen und Einwanderer

Und damit noch nicht genug: "Anonymous" führt weiter aus, dass Trump sich wiederholt frauenfeindlich und rassistisch geäußert haben soll. "Er kommentiert das Make-up. Er macht Witze über das Gewicht. Er kritisiert die Kleidung. [...] Er benutzt Worte wie 'Sweetie' und 'Honey', um versierte Fachkräfte anzusprechen." Er soll sich über südamerikanische Einwanderer lustig gemacht und ihren Akzent nachgeäfft haben.

Das Weiße Haus wies jegliche Anschuldigungen, die in dem Buch zur Sprache kommen, zurück. So sagte etwa Trumps Pressesprecherin Stephanie Grisham, das Buch bestehe aus "nichts außer Lügen."

Davon soll sich der Whistleblower nach Angaben seines Verlags jedoch nicht irritieren lassen. Ihm gehe es einzig und allein darum, Amerikaner davon abzuhalten, Trump 2020 wiederzuwählen. "Ganz normale Leute, die Zeit mit Donald Trump verbringen, fühlen sich unwohl angesichts dessen, was sie beobachten. Er taumelt, verunglimpft andere, wirkt verwirrt, ist schnell gereizt und hat Schwierigkeiten, Informationen zu zusammenzubringen, nicht nur gelegentlich, sondern regelmäßig. Diejenigen, die etwas anderes behaupten, lügen sich selbst oder das ganze Land an."

Quellen: " The Hill", " Washington Post", " New York Times"

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