„Delete Abschiebung. Update the system!" - mit diesem Fazit endete Miltiadis Oulios' multimedialer Vortrag zum Thema Abschiebepraxis in Deutschland, den er in Anlehnung an sein Buch „Blackbox Abschiebung - Geschichte, Theorie und Praxis der deutschen Migrationspolitik" im City Kino Wedding hielt.
„Wenn ich alleine wär', hätte ich schon längst Selbstmord begangen", erklärt ein Junge, den Oulios als Fallbeispiel interviewt hat, von der Leinwand. Er spricht von seiner Enttäuschung, nach vielen Jahren in Deutschland in den Kosovo abgeschoben zu werden, wo seine taubstummen Geschwister wenig Aussicht auf ein eigenständiges Leben haben. Die „Grenze der Menschlichkeit" macht der Referent für solche Entscheidungen verantwortlich, also das Zugestehen von Menschenrechten, nicht aber von Bürgerrechten.
Oulios plädierte für einen Kosmopolitismus, der für das Recht auf Freizügigkeit legale Wege schafft und damit die Trennung zwischen Bürger- und Menschenrechten überwindet. Die EU habe mit dem Schengenraum ein solches Modell von Freizügigkeit geschaffen.
Im anschließenden Gespräch mit Moderatorin Heidi Kuhlmann und dem Publikum ging Miltiadis Oulios unter anderem auf den Titel des Buches ein: Blackbox, weil sowohl bildlich als auch wortwörtlich der Abschiebeprozess im Dunkeln erfolge und medial nur kleinste Teile beleuchtet werden. Interessanten Input gab es von Seiten der Besucher, die Zusatzinformationen zur Perspektive der Behörden anfügten und sich teilweise kritisch gegenüber einer zu emotional geführten Debatte zeigten.
Die Veranstaltung wurde gefördert vom Bundesfamilienministerium im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!".