Michaela Strassmair

Reisejournalistin, Fotografin, Ebersberg bei München

3 Abos und 6 Abonnenten
Artikel

Das sind Deutschlands 5 sagenhafteste Orte

Magisches und Mystisches: Einen Berg, einen See oder eine Burg zu erkunden macht noch mehr Spaß, wenn eine spannende Geschichte dahintersteckt. Wir zeigen fünf sagenhafte Orte in Deutschland, um die sich wilde Legenden ranken. Sie sollten sie unbedingt kennen.

1. Liebestoller Riese jagt Prinzessin durch den Wald: Die Rosstrappe im Harz

403 Meter ragt der Granitfels mit dem sagenhaften Hufabdruck zwischen Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen in die Höhe. Rosstrappe heißt der berühmte Berg im Harz, auf den sich Prinzessin Brunhilde auf der Flucht vor dem Riesen Bodo rettete.

Die schöne Königstochter ritt der Sage nach mit ihrem Schimmel im Wald des höchsten Gebirges in Norddeutschland aus, als sie auf ihren ungeliebten Verehrer traf, den Riesen Bodo. Liebeskrank wie der Riese war, wollte er die Prinzessin in seine Gewalt bringen. Er jagte sie kreuz und quer durch die Berge, bis sich ein tiefer Abgrund vor ihnen auftat. Prinzessin Brunhilde zögerte nicht, gab ihrem Pferd todesmutig die Sporen und sprang über die Schlucht.

[Anzeige]: Fernweh? Hier geht es zu den Aktionen und Gutscheinen von Expedia

Bei der Landung knallte der Huf ihres Pferdes mit solcher Wucht auf den Fels, dass er einen Abdruck im Gestein hinterließ: Die Rosstrappe ist noch heute als eindeutiger Hufeisenabdruck zu sehen - und zieht neben dem Brocken als eine der Hauptattraktionen im Harz viele Touristen an. Der Riese stürzte übrigens mit seinem Pferd in den Gebirgsfluss Bode, wo er sich in einen schwarzen Hund verwandelte, der die goldene Krone bewacht, die Brunhilde bei ihrem kühnen Sprung vom Kopf fiel.

2. Traurige Wassernixe in der Apokalypse: Der Blautopf in der Schwäbischen Alb

Blaubeuren und Blautopf: Am Rande der Schwäbischen Alb, in der Gegend um Ulm, liegen zwei magische Anziehungspunkte für Touristen - das mittelalterliche Fachwerkhaus-Städtchen Blaubeuren und in seinem Talkessel ein geheimnisvoller Teich. Dieser ist kreisrund, 20 Meter tief, und wegen seiner intensiven Blaufärbung bekannt, die je nach Lichteinfall Dunkelblau wie Tinte, Türkis wie Lapislazuli oder leuchtend Grün schimmert. Blautopf heißt die idyllisch eingebettete Karstquelle, die nicht nur unter Tauchern und Höhlenforschern bekannt ist, sondern auch als eine der schönsten Quellen Deutschlands gilt.

Um sie rankt sich Eduard Mörikes Sage von der schönen, aber traurigen Lau - einer Wassernixe mit langem, schwarzem Haar und großen, blauen Augen. Die Menschen hatten Angst vor ihr, denn jedes Mal, wenn sie mit einem Lot die erstaunliche Tiefe des Teiches ergründen wollten, kam nur noch der Strick an die Oberfläche. Immerhin lastete ein Fluch auf der traurigen Nixe, weil sie ihrem Gemahl nur tote Kinder geboren hatte. Erst wenn sie fünfmal herzlich lachen würde, sollte sie ein lebendes Baby bekommen.

Eines Tages traf die Wassernixe im benachbarten Nonnenkloster die lustige Schwäbin Bertha, welche sie derart zum Lachen brachte, dass der Blautopf überschwappte und ihr Nixengemahl aus der Donau herüberschwamm, um sie aus dem Teich abzuholen. Die schöne Lau versprach jedoch zurückzukommen. Taucher suchen sie seitdem - viele wurden allerdings von dem blauen Schlund verschluckt und kehrten nie mehr zurück. Denn am Grunde des Blautopfes, in 20 Metern Tiefe, liegen Öffnungen zu einem weit verzweigten Höhlensystem. Dieses Unterwasser-Labyrinth erstreckt sich über knapp zehn Kilometer.

Erst im Jahr 2006 entdeckte ein Team aus Höhlenforschern eine trocken gelegte Höhlenhalle, die 170 Meter lang, 50 Meter breit und voller Stalagmiten ist. Die sogenannte Apokalypse darf nur von erfahrenen Höhlentauchern erforscht werden.

Die Wetteraussichten für den Ort Ihrer Wahl können Sie im Feld oben links erfragen. 3. Drache lässt sich von Jungfrau besiegen: Der Drachenfels im Siebengebirge

Menschenopfer, lachende Jungfrau mit Kreuz und ein böser Drache: Die Sage vom 321 Meter hohen Drachenfelsen im Siebengebirge beginnt dramatisch. In einer Höhle lebte ein Drache, der Menschenopfer verlangte.

Die heidnischen Gebirgsbewohner brachten dem Ungeheuer diesmal einen weiblichen Kriegsgefangenen - eine junge Christin im weißen Gewand mit Blumen im Haar. Die totgeweihte Jungfrau kannte jedoch keine Angst, sie blickte selig gen Himmel, schritt auf den Drachen zu und hielt ihm ein kleines Kreuz mit dem Bild des Erlösers entgegen. Daraufhin flippte der Drache total aus, tobte, bebte und stürzte sich den nahen Abgrund hinunter.

Für die Bergbewohner war ein Wunder geschehen, sie ließen sich zum Christentum bekehren und erbauten eine Kapelle an der Drachenhöhle. Mit seinen Burgruinen und der Lage am Rhein gehört der Drachenfels zu einem der beliebtesten Orte im Siebengebirge.

4. Schiffe zerschellen wegen blonder Schönheit: Die Loreley-Felsen am Rhein

War sie eine verlassene Braut, eine Schönheit mit langem, blondem Haar, eine Nixe oder doch eine Hexe? Der Mythos um den 132 Meter hohen Schieferfelsen im Mittelrheintal bei St. Goarshausen und die vielen Schiffbrüchigen verfügt über etliche Versionen. Hintergrund ist, dass der Rhein an dieser Engstelle nur knapp 100 Meter breit, aber mit bis zu 25 Metern sehr tief ist und mit vielen gefährlichen Wasserwirbeln und Untiefen aufwartet.

Die Dichter Clemens Brentano und Heinrich Heine erweckten mit ihren romantischen Zeilen die Sage um die Loreley zu neuem Leben. Eine viel umworbene Schönheit saß auf dem schroffen Felsen mit Ausblick auf den Rhein, die Burgen Katz und Rheinfels, sang und kämmte ihr blondes, langes Haar. Ihr Aussehen und ihre Lieder sollen so betörend gewesen sein, dass die Rheinschiffer fasziniert zu ihr hinaufsahen und vergaßen, auf die gefährlichen Stellen in dieser Schlucht zu achten. Reihenweise sollen sie ihre Schiffe in den Fels gerammt haben, gekentert und ertrunken sein.

Noch heute stellt der Rhein hier eine Herausforderung für die Schifffahrt dar, und auch die schöne Loreley zeigt sich in Mondnächten auf dem Felsengipfel. Wer sie sehen will, kann dies auch bei einem Konzert versuchen, denn auf dem 113 Meter breiten Felsen gibt es jedes Jahr eine Open-Air-Bühne, der diesem den Beinamen „schönster Rock- und Romantikfelsen der Welt" gebracht hat.

5. Listiger Akt treuer Rittersfrauen: Burg Kriebstein, beliebter Drehort für Kinofilme

Zwischen Dresden, Chemnitz und Leipzig erhebt sich Sachsens schönste Ritterburg, die 650 Jahre alte Burg Kriebstein. Die Rundburg thront auf einer Felsklippe über dem Zschopautal bei Waldheim und gilt mit ihrem 45 Meter hohen Wohnturm, den spätmittelalterlichen Erkertürmchen, der Dachsilhouette und Rundmauer als eine der am besten erhaltenen Burgen Deutschlands - ein Sinnbild der Gotik.

Hier wurden nicht nur beliebte Kinofilme wie „Grand Budapest Hotel" oder „Schneewittchen" gedreht, sondern auch vor 30 Jahren in einem Kamin des Wohnturms ein wertvoller Schatz aus Gold, Silber, Porzellan und Gobelin gefunden. Und hier ereignete sich der Legende nach im Jahr 1415 eine lustige Geschichte. Der böse Ritter Dietrich von Staupitz nahm an Fastnacht die Burg ein. Das wollte sich der örtliche Markgraf Friedrich der Streitbare nicht bieten lassen und belagerte mit seine Mannen Kriebstein. Nach vielen Tagen, quasi in Gefangenschaft, hielten es die Rittersfrauen in der Burg nicht mehr aus.

Die Gemahlin des Ritters von Staupitz bat deshalb den Markgrafen, ob wenigstens die Frauen die Trutzburg verlassen dürften - mit dem Kostbarsten, was sie tragen konnten. Als Gentleman willigte Friedrich ein, staunte aber nicht schlecht, als sich am nächsten Morgen das Burgtor öffnete: Statt teurer Geschmeide trugen die Frauen ihre Männer auf dem Rücken hinaus - ein listiger Akt treuer Rittersdamen. Darüber war der Markgraf so gerührt, dass er die bösen Ritter am Leben ließ.

Zum Original