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Finanzinstitut: Noa Bank will kein Geld mehr

Ständige Wechsel an der Führungsspitze, Stopp von Kundeneinlagen, Zweifel am Ethos - seit ihrem Markteintritt im Herbst vergangenen Jahres mehren sich die Hinweise, dass bei der Noa Bank einiges aus dem Ruder läuft. Wie aus der Finanzbranche verlautet, prüft die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) seit voriger Woche das noch junge Institut. Die Noa Bank mit Sitz in Frankfurt teilt selbst mit, dass die Festgeldvergabe sowie die Annahme von Einzahlungen auf Tagesgeldkonten seit dem 25. Juni eingestellt ist.

Ein Bafin-Sprecher sagte der FR, dass bei der Behörde "viele Beschwerden von Noa-Bank-Kunden" eingegangen seien. Er wies aber daraufhin, dass die Bafin nicht aufgrund von Einzelfällen entscheiden könne. Da die Bank noch in der Gründungsphase sei, werde sie generell "eng begleitet".

Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, sagte, dass der Annahmestopp zwar gegen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Bank verstoße, sich daraus aber lediglich Schadensersatzansprüche auf entgangene Zinszahlungen ergeben könnten. Wichtiger sei, welche Konsequenzen der Kunde jetzt ziehe. "Die Festgeldzinsen bleiben erhalten. Und bis 50000 Euro sind die Einlagen per Gesetz geschützt. Beim Tagesgeld dagegen können sich die Zinskonditionen beliebig ändern. Da sollte man durchaus über einen Wechsel nachdenken", so Oelmann.

Die Noa Bank selbst begründet den Annahmestopp damit, dass die Einlagen auf insgesamt 291 Millionen Euro gestiegen seien. Bei einem Eigenkapital von fünf Millionen Euro ist das deutlich mehr, als die Bank wieder als Kredite vergeben darf. Das Institut hat nicht nur mit einem hohen moral-ethischen Anspruch, dem Verzicht auf Börsenspekulationen und einer Kreditvergabe nur an mittelständische Unternehmen geworben, sondern auch mit hohen Zinsen - 3,5 Prozent für Festgeld und 2,2 Prozent für Tagesgeld - gelockt. Obwohl die Bank im April wegen der dubiosen Vergangenheit der Schwester Quorum, die seit Jahresbeginn Noa Factoring heißt, erneut in die Kritik geraten war, wuchsen die Einlagen seit Ende April um 50 Millionen Euro.

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Noa Factoring, die ebenso wie die Noa Bank zu Strategis gehört, ist mit 26,6 Millionen Euro auch der größte Kreditnehmer des Instituts. "Die Noa Factoring AG sichert durch die Finanzierung kleiner und mittelständischer Unternehmen Arbeitsplätze in den verschiedenen Regionen Deutschlands", beteuert die Bank. Ein ehemaliger Quorum-Beschäftigter, der anonym bleiben will, sagt jedoch: "In meiner Zeit sind bestimmt insgesamt locker 100 kleine und mittelständische Unternehmen wegen Quorum pleitegegangen." Ähnlich äußern sich auch andere Ex-Arbeitnehmer und Kunden. Tim Ohnemüller, Rechtsanwalt aus Neuwied, hat einige Ex-Quorum-Kunden vertreten. Bei zwei seiner Fälle musste das Verfahren wegen der Insolvenz des Mandanten unterbrochen oder beendet werden. Ihm seien noch weitere Fälle von Kollegen bekannt.

Neben dem Stopp der Kundeneinlagen und der Diskrepanz zwischen Realität und Anspruch machen auch die häufigen Wechsel an der Spitze des Kreditinstituts stutzig. Schließlich gibt es die Noa Bank erst seit Herbst 2009. Der dienstälteste Geschäftsführer, Friedrich-Leopold von Stechow, wurde erst kürzlich von Burkhard Brenig, vorher Direktor bei der Von Essen Bank, abgelöst. Die Stelle des zweiten Geschäftsführers wurde auch schon einmal neu besetzt. Am 7. Juli 2009 wurde Heinrich Südbeck als Geschäftsführer bestellt, am 10. Dezember wurde dies widerrufen. Sein Nachfolger heißt Wilfried Klein.

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