Michael Wögerer schreibt am 22 Tag seines Selbstversuchs über die tägliche Nudelsuppe, einen knurrenden Magen und ein billiges Energie-Saftl für 49 Cent.
Montag, 23.30 Uhr - Die vorletzte Woche im Mai hat begonnen. In 9 Tagen beende ich wieder meinen Selbstversuch 31 Tage Mindestsicherung. Ich muss zugeben, dass ich schon etwas müde bin. Es ist mühsam sich jeden Tag den Kopf zu zerbrechen, wie man mit lediglich 7,50 Euro am Tag auskommt.
In der APA-Kantine habe ich heute für die Jause nur 0,15 Cent ausgegeben, und dank der "Stütze", die alle Mitarbeiter bis zu einer gewissen Gehaltsgrenze bekommen, ein Weckerl und eine Banane gekriegt.
Kurz nach Mittag knurrte der Magen schon wieder, aber ich dachte mir, dass ich heute nochmals einen Spartag einlegen sollte. Meine Konzentrationsfähigkeit war schon ziemlich eingeschränkt.
Unter "normalen" Umständen, hätte ich mir zum Aufputschen einen teuren Energydrink gegönnt, doch auf das "Ochsengesöff" sollte man sowieso aus unterschiedlichsten Gründen verzichten. Zum Glück hatte ich noch Schwarztee.
Nach der Arbeit fuhr ich gleich nach Hause. Salat und Toast und die fast schon tägliche Nudelsuppe standen am Speiseplan. Danach wollte ich an meinen Projekten arbeiten, doch irgendwie wollte die Müdigkeit heute nicht aus meinem Kopf.
Also kaufte ich mir dann beim Supermarkt um die Ecke doch noch ein billiges Energie-Saftl (0,49 Euro). Völlig umsonst, denn nach ein paar Stunden lies der Zuckerschock nach und ich musste mir heute einfach mal ein Nachmittagsschläfchen genehmigen.Am frühen Abend wieder aufgewacht, mach ich mir langsam Gedanken, was ich euch denn heute schreiben werde. Kein Plan. Da fällt mir ein, dass ich am Sonntag den Tatort versäumt hatte und ihn mir unbedingt in der TVthek anschauen möchte. Und so verplempere ich den restlichen Abend und kurz vor Mitternacht weiß ich noch immer nicht so recht mit welchem Thema ich mich im heutigen Tagebuch auseinandersetzen soll.
Bitte verzeiht mir, dass der Eintrag deshalb vielleicht ebenso langweilig ist, wie mein ganzer Tag. Ich verspreche, dass schon morgen wieder mehr los sein wird: Denn am Dienstag werde ich den Verein START UP - Dein Start in ein neues Leben kennenlernen und bin schon sehr gespannt, wie das dort so abläuft.
Am Mittwoch steht eine besondere Herausforderung an, denn ich versuche mit so wenig Geld wie möglich von Wien nach St. Pölten zu kommen. Am Donnerstag bin ich im "Hotel Mama" einquartiert - ums Essen muss ich mir da mal keine Sorgen machen.
Allerdings wird es spannend werden, wie ich am Freitag wieder kostengünstig nach Wien zurückkomme, um am Samstag beim " Jour Fixe im Grünen" von Unsere Zeitung dabei zu sein.
Ein wenig Feiern am Südwind Straßenfest - 2017 wäre auch fein, doch ob ich das alles mit den restlichen 82,60 Euro schaffe, die mir für 9 Tage noch zur Verfügung stehen, bleibt spannend.
Ich freue mich, wenn ihr mich weiterhin dabei begleitet! Schlaft gut, meine Lieben!
Michael Wögerer ist ein österreichischer Journalist. Er arbeitet in Wien als Redaktionsassistent bei der Austria Presse Agentur (APA) und ist Mitbegründer von „Unsere Zeitung - die Demokratische", einem Kooperationspartner von Neue Debatte. Fragen, Anmerkungen, Lob und Tadel sowie Feedback zur Aktion, können als Kommentar unter dem Beitrag geschrieben oder an seine E-Mail michael.woegerer(at)gmail.com gesendet werden.Die bisherigen Tagesnotizen:
31 Tage Mindestsicherung - Eine Annäherung (30.4.)
Tag 1 - Kein Spiel! (1.5.)
Tag 2 - Konsumgesellschaft (2.5.)
Tag 3 - Öffentlichkeit schaffen! (3.5.)
Tag 4 - Lebensrealitäten (4.5.)
Tag 5 - Freundschaft (5.5.)
Tag 6 - Netzwerke (6.5.)
Tag 7 - Kein Märchen (7.5.)
Tag 8 - Befreiung (8.5.)
Tag 9 - Nachhaltigkeit (9.5.)
Tag 10 - Durchatmen (10.5.)
Tag 11 - Lebenserwartung (11.5.)
Tag 12 - Exklusiv (12.5.)
Tag 13 - Soziale Hängematte (13.5.)
Tag 14 - Sigi, du fehlst! (14.5.)
Tag 15 - Halbzeit (15.5.)
Tag 16 - Beim Frisör (16.5.)
Tag 17 - Für Lisa (17.5.)
Tag 18 - Hunger auf Kultur (18.5.)
Tag 19 - Gratis-Essen für alle (19.5.)
Tag 20 - Wenn ich Sozialminister wäre (20.5.)
Tag 21 - Grundbedürfnisse (21.5.)
Foto: Hojun Kang; pixabay.com; Creative Commons CC0