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vangardist.com | Mehr als bunte Dosen - Deutschlands Pop Art

Bild: Christa Dichgans Stillleben mit Frosch, 1969 Aquatec auf Leinwand 55 x 65 cm Privatsammlung Courtesy Contemporary Fine Arts, Berlin Foto: Jochen Littkemann

Keine Katy Perry würde auf überdimensionalen Lippenstiften reiten. Keine Madonna würde Feuerfontänen aus ihren Brüsten schießen. Keine Lady Gaga würde Fleischkostüme tragen - ohne Pop Art. Die Kunstrichtung prägte den Mainstream aller erdenklichen Spielarten moderner Kultur, die uns heute aus den Kanälen entgegen kommt. Und immer noch verbeugt sich die Welt vor Andy Warhol als größtem Genie des Stils. Aber Obacht: Selbst das als bieder und intellektuell verschriene Deutschland konnte bunte Übertreibung. Frankfurts Schirn Kunsthalle stellt Beweise dafür aus.

Denn deutsche Pop Art ist weit mehr als nur bunte Dosen. In den 60er-Jahren fand hier seinen Höhepunkt, was der Brite Richard Hamilton begründete. Kunst, die Konsum eine Leinwand gibt, die nichts mit Zurückhaltung zu tun hat und meist aus dem vollen Farbtopf schöpft. Die Schau „German Pop" bietet jenen ein Forum, die sich auch hier dieser außergewöhnlichen Ausdrucksform zuwandten. Das Konzept der Ausstellung rekonstruiert die vier maßgeblichen Zentren der Pop Art in Deutschland: Düsseldorf, Berlin, München und Frankfurt.


Rund 140 Kunstwerke und Dokumentationsmaterialen von 32 Künstlerinnen und Künstlern, darunter sowohl inzwischen etablierte als auch längst vergessene oder weitestgehend unbekannte Protagonisten, sind zu sehen. Einige Werke, etwa von Ludi Armbruster, waren sogar zuvor noch nie öffentlich zugänglich. Ausgestellt sind unter anderem gegenständliche Malereien von Konrad Klapheck oder die wegweisenden, aus Interesse an serieller Massenproduktion entstandenen Bilder von Thomas Bayrle und Peter Roehr. Ob abstrakt verformte Gartenlaube, Lockenwickler oder Bügelbretter - deutsche Pop Art ist zugleich bodenständiger als ihre internationalen Vergleichsstücke, aber mindestens genauso schrill und bunt wie diese.


German Pop 6. November 2014 bis 8. Februar 2015 Schirn Kunsthalle Frankfurt Römerberg schirn.de


Text: Michael Schock

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