Christopher, du bist eher als Softrocker
bekannt, aber auf einigen deiner neuen Songs kritisierst du die
Gesellschaft sehr harsch und direkt.
Christopher Cross: Stimmt, ich bin mit der US-Regierung einfach sehr
unzufrieden. Nichts gegen Obama, aber der Kongress und wie mit den Armen
und Kranken umgegangen wird, ist scheußlich. Ich mache mir Sorgen um
die Zukunft meiner Kinder. Also sage ich, was ich zu sagen habe.
Bei der Kultur wird ja auch immer zuerst gekürzt, wenn ein Land pleite ist.
Cross: Das stimmt. Verdammt traurig! Und dann ist auch noch alles
umsonst, keiner will mehr für Musik bezahlen, auf Spotify kannst du
alles kostenlos, aber nur in mieser Qualität bekommen. Der Künstler
verdient dann 0,01 Cent pro gespieltes Lied - das ist doch ein
Verbrechen!
Das klingt nicht, als wärst du ein Fan des Internets.
Cross: Ich habe ein Problem damit, dass alles unpersönlich wird. Ich bin
ein großer Fan von Joni Mitchell, und die hat nicht mal eine
Internetleitung in ihrem Haus! Was ich gerade mache, wo ich gerade
Kaffee trinke - wer will das denn wissen? Das ist eine Invasion der
Privatsphäre! Es muss doch Wichtigeres im eigenen Leben geben, als das
eines anderen zu verfolgen!
Mit Verlaub: Ist der Großteil deiner Fans nicht eh zu alt, um der digitalen Generation anzugehören?
Cross: Das mag man denken, aber seit sich eine junge Frau um meine
Webpräsenz kümmert, bin ich auf Facebook von 900 auf 200 000 Fans
gekommen. Ist ja auch schön, aber mein Herz steckt da nicht drin.
Hörst du denn noch Radio? Da hattest du ja einige Hits!
Cross: Nicht mehr. Ich höre meine Idole, Klassik, Jazz. Ich höre gern
Alben, und wir entwickeln uns zurück zu einer Singleskultur. Es werden
einzelne Hits produziert, diese rauf und runter gespielt, aber die Alben
dahinter sind oft belanglos. Das ist nicht mehr meine Welt.
28.08.2014
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