Keine neuen Ufer
Jonny, "Fight for my Soul" heißt dein neues Album. Ganz schön dramatisch - warum musst du um deine Seele kämpfen?
Jonny Lang: Viele Lieder handeln von ernsteren Themen, Ungerechtigkeit
in der Welt oder meinen Komplexen. Es hat mich selbst überrascht, dass
ich in den letzten Jahren eher schweren Kram geschrieben habe.
Dabei lief es doch gut für dich. Ein Grammy, eine eigene Familie - ist
es nicht Zeit für eine "Yay, ich bin reich und berühmt"-Platte?
Lang: Meine Kinder haben mir eher die Augen für mein Leben geöffnet, sie
haben alle meine Fassaden eingerissen. Das war schmerzhaft, besonders
das erste Jahr nach der Geburt unserer Zwillinge. Ich fand heraus, wie
egoistisch ich war. Das war eine große Erkenntnis, die da über mich
hereinbrach und zu diesen Songs führte. Ich war echt ein Egomonster.
Hast du auch wegen des Erwartungsdrucks nach deinem letzten Album vor sechs Jahren so lange gebraucht?
Lang: Es gab schon Druck von außen, aber der berührt mich nicht
besonders. Ich habe als klassischer Bluesgitarrist angefangen und diesen
Stempel jetzt auf mir sitzen. Natürlich verändere ich mich und meinen
Stil, was vielen nicht gefällt. Die wollen dann 50 Gitarrensoli, aber
nicht mit mir.
Wie viel Blues steckt noch in dieser Platte?
Lang: Ein klitzekleines Bisschen. Mein Gitarrenspiel wird immer etwas
davon haben, weil mich Bluesmusiker am stärksten beeinflusst haben, aber
ich schreibe keine besonders bluesigen Stücke mehr.
Viele Stilrichtungen haben im Laufe der Zeit eine Modernisierung
erfahren, aber Blues hat sich stur als Genre für alte Männer gehalten,
spottet mancher.
Lang: Ich hatte nie das Gefühl, das Genre irgendwie zu neuen Ufern
führen zu müssen. Ich glaube fast, das ist nicht möglich. Es ist, was es
ist, und wenn du was anderes daraus machst, ist es nicht mehr das.
Kennst du Gary Clark? Wenn es einer könnte, dann er, aber ich nicht.
Siehst du dich als alte Seele, weil du schon als kleiner Steppke von so schwerer Musik angezogen wurdest?
Lang: Musik generell ist etwas, das ich schon immer in mir fand, das
Genre hat sich zufällig ergeben. Mein Leben wäre ohne Musik schlimm, ich
bin zu nichts anderem zu motivieren, das grenzt schon an fataler
Faulheit. Ich kann auch nichts anderes, habe die Schule abgebrochen.
Hoffentlich finden das meine Kinder nicht raus ...
"Fight for my Soul" erscheint am 23. August.
29.08.2013
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