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Analyse zu Tesla - The show musk go on

Vergleicht man Tesla mit etablierten Autoherstellern, landet man schnell beim Bild Schnellboot vs. Hochseedampfer. Hier Tesla, das Start-up, das erst seit gut zehn Jahren überhaupt Autos baut, in einem irrwitzigen Tempo neue Produkte ankündigt, hier und dort und da auch noch eine neue Fabrik hochzieht, Preise und Strategien ändert um diese Änderungen Tage später wieder zu verwerfen, und das mit einem Firmenchef, der nebenbei noch Raketen zum Mars und Autos in Tunneln von A nach B schiessen will, sich mit Finanzexperten und der US-Börsenaufsicht anlegt und in einem Podcast-Interview vor laufender Kamera auch mal an einem Joint zieht.

Dort die Hochseedampfer, Jahrzehnte alte, mächtige Großkonzerne, mit auf allen Kontinenten verteilten Werken, engmaschigen Händler- und Werkstattnetzen und unzähligen Zulieferunternehmen. Deren Fahrzeugpaletten umfassen zum Teil Dutzende Modelle mit gerne auch mal mehreren Dutzend Modellvarianten. Die Dickschiffe trotzen zwar haushohen Wellen und schwersten Gewittern - man denke nur an den Dieselskandal bei Volkswagen -, sind allerdings so schwerfällig, dass sie nur auf hoher See und mit weiser Voraussicht manövrieren können.

Elon Musk hingegen, der launige und gern querdenkende Kapitän von Tesla, steuert sein Schnellboot durch das noch recht junge Gewässer der Elektromobilität, das sich im Wasserkreislauf momentan irgendwo zwischen einem Flüsschen im Vorgebirge und dessen Mündung in den gefahrlos und entspannt schiffbaren großen Strom befindet. Dass Musk sein flottes Gefährt hier und da mal aneckt, lässt sich unter diesen Umständen gar nicht vermeiden. Zuletzt allerdings gab es so viele Schäden an der E-MS Tesla, das das Bötchen Gefahr lief zu kentern. Der Börsenwert schrumpfte zuletzt innerhalb von nur sechs Monaten auf die Hälfte ein, auf gut 160 Euro, so tief wie zuletzt im Dezember 2016.

Ende Mai steckt Tesla in seiner tiefsten Krise, so der Tenor. Von Übernahme ist die Rede, eine Pleite lasse sich kaum noch verhindern, meinen manche. Wie konnte es so weit kommen?

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Erschienen im Printmagazin Elektroautomobil, Ausgabe 04/2019