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Stadt, Land, Frust - Naturerleben als medialer Trend

Das aktuelle Rauschen im Blätterwald hat einen Namen: Die Lust auf und am Land. Zeitschriften, Bücher und Fernsehformate verlassen die Städte, entdecken die ländliche Idylle. Und verklären dabei oft die Realität. Von der Landlust zum Landfrust ist es dann nicht mehr weit. Doch sind die Klischees endlich enttarnt, steht dem Landgenuss nichts mehr im Weg.

Auf dem Land, wo die Apfelbäume blühen, die Luft rein ist und die Kinder beim Nachbarn Kirschen klauen, scheint das Leben noch in Ordnung. Dies will gerne glauben, wer dieser Tage am Zeitungskiosk steht; Zeitschriftenhändler werden wohl bald eine neue Abteilung 'Ländliches Leben' in den Regalen einrichten müssen. Immer mehr Titel widmen sich dem neuen Trend, ihre Namen ähneln sich: Landleben, LandIdee, Liebes Land. Ganz vorne bei den Süßigkeiten liegt die LandLust, der unbestrittene Marktführer, mit einer Auflage vergleichbar Spiegel, Focus und Stern. Hält der Aufwärtstrend an, wird die Auflage der LandLust bald die Millionenmarke knacken.

Eine erfolgreiche Nische

Fernsehen, Verlage und Werbeagenturen haben die neue Lust am ländlichen Leben für sich entdeckt – als Motiv, als Gegenentwurf zur zunehmenden Hektik in den großen Städten. Die Welt beschleunigt und verdichtet sich kontinuierlich. Unruhe bestimmt das Leben vieler Städter, in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, im eigenen Kopf. Das Digitale und Virtuelle verdrängt das Sinnliche mehr und mehr. Ute Frieling-Huchzermeyer, Chefredakteurin der LandLust weiß um diese Gegebenheiten: „Der Alltag wird immer hektischer und hochtechnisch. Da sehnen sich die Menschen nach Natur, Entspannung und Bodenständigkeit“. Die Lust am Draußen steigert die Auflage.

Im Kern ist die Rückbesinnung auf das Ländliche eine Art neo-romantische Bewegung, die keinen Wert auf Sensationen oder Exotik legt, sondern auf Entschleunigung, Ruhe, 'Zurück zur Natur' und den Genuss im Alltäglichen. Da bleibt kein Platz für alles, was schwierig und bedrohlich ist, Probleme werden ausgeblendet. Inhaltlich gleichen sich die Magazine durchwegs, ihre äußere Aufmachung unterstreicht die Botschaft: Liebevolle Bildsprache und mattes Papier haben schreiende Farben und Hochglanz verdrängt.

In der Realität ganz anders

Begeben sich Städter aufs Land, kommen oft gemischte Gefühle auf: sie merken sehr schnell, dass es die scheinbare Beschaulichkeit des ländlichen Lebens so nie gegeben haben kann. Alle Mühen und Entbehrungen, die harte Arbeit von einst wird ausgeblendet. Auch die Landwirtschaft von heute sieht anders aus, als viele Städter sich dies gerne erträumen: viele Bauern kämpfen um ihre Existenzen, sind abhängig von EU-Subventionen und den Marktpreisschwankungen landwirtschaftlicher Erzeugnisse.

Zwei Prozent der Bevölkerung bewirtschaften 80% der deutschen Nutzflächen. Landwirte sind jedoch mehr als nur Verwalter der Natur. Sie müssen mit Innovationen mithalten und investieren, um auf dem Markt bestehen zu können. Wer den Fortschritt leugnet, gerät ins Hintertreffen. Und dabei spielt es keine Rolle, ob man sich den Stempel 'Bio' aufdrückt oder konventionelle Landwirtschaft betreibt.

Landlustige Städter müssen sich auf einiges einstellen: Das Nachtleben wird mit dem der Großstadt nicht mithalten können. Kino, Post, Bank und Supermarkt sind oft nicht mehr fußläufig erreichbar, und ohne eigenes Auto wird jeder größere Einkauf zur Tortur. Dafür ist der Wohnraum um einiges erschwinglicher und die Finanzierung von Eigentum sehr viel günstiger.

Vogelgezwitscher und Verkehrslärm

Wir betrachten hier zwei unterschiedlichen Vorstellungen von Raum, nämlich das Stadt-Land und das Land-Land. Stadt-Land ist das Umland einer Großstadt, wo es Arbeitsplätze gibt. Dorthin fahren Busse, Züge und die S-Bahn. Trotzdem nutzen viele Pendler das eigene Auto, und erzeugen jenen Lärm und jene Abgase, denen Stadtbewohner gern entfliehen würden. Was dieses Pendeln an Zeit, Kraft und auch Geld kostet, kalkulieren viele oft nicht ein.

Auf dem Land-Land herrschen andere Verhältnisse. Die Großstadt ist weit entfernt. Züge und Busse sind häufig Fehlanzeige. Auch die Jobsituation ist oft schwierig. Gerade in strukturschwachen Gebieten klagen die Menschen über Armut, mangelnde Bildungsmöglichkeiten, über Einsamkeit und darüber, dass junge Menschen wegziehen: In die Metropolen - dorthin, wo was los ist.

Das Altwerden auf dem Land-Land hat seine Tücken, spätestens dann, wenn man pflegebedürftig wird. Zum nächsten Arzt muss man oft weite Wege auf sich nehmen. Den Mangel an Infrastruktur spüren ältere Menschen intensiver, als die Jüngeren. Je früher man vorsorgt, umso besser.

Der Bäcker nimmt die Post entgegen

Des Grossstadtlebens überdrüssig, wollen viele Städter zurück aufs Land - allen Widrigkeiten zum Trotz. Ausschlaggebend neben der ländlichen Ruhe und Beschaulichkeit sind finanzielle Überlegungen: Wohnraum ist abseits der großen Städte sehr viel günstiger; zum Preis einer kleinen städtischen Mietwohnung steht einem auf der grünen Wiese ein ganzes Haus samt Garten zur Verfügung und somit mehr Lebensqualität.

Vor allem Freiberufler, Kreative, Künstler und Manager, die auch von zu Hause aus arbeiten können, zieht es zurück aufs Land. Vorausgesetzt, die Infrastruktur samt Breitbandinternet, Ärzteangebot und Einkaufsmöglichkeiten stimmt.

Mit dem richtigen Partner fällt einiges leichter: Wenn es um Immobilienerwerb und der entsprechenden Finanzierung oder die Modernisierung und Energiebilanz-Verbesserung einer sanierungsbedürftigen Hofstelle geht, ist auch die Allianz kompetent und engagiert zur Stelle.

Hat man sich von den medial verbreiteten Klischees einmal befreit, wird man als Städter auf dem Land sehr viel schneller Wurzeln schlagen und wirklich Landlust leben können, statt Landfrust zu schieben. Inspiration hat man durch die vielen Zeitschriftentitel mittlerweile genug gesammelt. Und so ein Häuschen auf dem Lande stellt eine gute Form der Altersvorsorge dar. 


(Dossier 'Urbanität' für Allianz-Versicherungen)