Michael Hoh

Texter und Übersetzer, Berlin

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Wer zum Teufel ist eigentlich

Etwas nervös rutscht Eddie Izzard zwei Stunden vor seinem Auftritt auf dem Sofa hin und her. "Es ist mein Selbstvertrauen", erklärt er in gebrochenem Deutsch, daran mangele es ihm. Diese Nervosität verwundert schon, wenn man bedenkt, dass der 52-jährige Komiker, Schauspieler und Aktivist in Großbritannien und den USA weitaus größere Kaliber bespielt als das 250 Personen fassende Venue an der Friedrichstraße. Doch mit seiner aktuellen Show betritt er wieder mal unbekanntes Terrain: Nach Exkursen in die Welt des französischen Stand-ups performt Izzard sein aktuelles Programm "Force Majeure", mit dem er im Admiralspalast bereits im April 2013 zu sehen war, nun erstmalig auf Deutsch.


Seit Anfang Januar hangelt sich Izzard, Meister surrealer Improv-Dialoge im Stile Monty Pythons, radebrechend durchs Programm. Bei Aussetzern wird vom Bühnenrand aus souffliert, irgendwann wird der Text schon sitzen. Sein Ziel für die letzte Show Ende Februar: in der Lage zu sein, das Sequel seines wohl bekanntesten Sketches - Darth Vader in der Todesstern-Kantine glänzte auf YouTube mit millionenfachen Klickzahlen - auf Deutsch zu bringen. Bis dahin heißt es Vokabeln-Pauken. Als ein Statement gegen soziale Barrieren will Izzard die Herausforderung verstanden wissen. Grenzübergreifend und universell, davon ist er überzeugt, sei sein Humor allemal.


Nicht zum ersten Mal treibt Izzard seine eigene politische Agenda in einem Stand-up-Programm voran. Bereits in der Show "Glorious" (1997) machte der Comedian, der sich als "action transvestite" bezeichnet, persönliche Erfahrungen mit Diskriminierungen als heterosexueller Cross-Dresser zum Thema. 2009 lief er unter dem Motto "We're all different, we're all the same" innerhalb von 51 Tagen 43 Marathons quer durch Großbritannien. 27 Marathons zu Ehren Nelson Mandelas sollen bald folgen, für jedes Gefängnisjahr ein Lauf.


Obwohl sich für ihn seit dem Ende der Thatcher-Ära vieles verbessert habe, will Izzard das lukrative Geschäft als Vertreter einer völkervereinenden Universalkomik 2019 an den Nagel hängen, um für das Amt des Londoner Bürgermeisters zu kandidieren. Dabei hat er prominente Kollegen: Izzards politisches Vorbild ist der amerikanische Senator Al Franken, bekannt aus der Comedy-Show "Saturday Night Live", und auch Reykjavíks Bürgermeister Jón Gnarr ist von Haus aus Komiker. Darüber, wie er die politische Landschaft en détail verändern möchte, will Eddie Izzard sich aber erst Gedanken machen, wenn es so weit ist. Fest steht für ihn: Realpolitik ist kompliziert und "tough" und ohne humoristischen Einschlag sowieso nur schwer zu meistern. Er wird also er selbst bleiben.

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