Auch mit weniger Waffen scheint Kolumbien von einem umfangreichen und echten Frieden noch weit entfernt zu sein. Nach 52 Jahren Krieg hat die älteste Guerilla Lateinamerikas, die FARC, ihre Waffen abgegeben. Sie ist zur politischen Partei mit demselben Kürzel mutiert.
Die FARC hat garantierte Sitze im ParlamentDem Friedensabkommen von 2016 entsprechend sind der FARC in den kommenden zwei Legislaturperioden jeweils fünf Plätze im Senat und in der Abgeordnetenhaus garantiert. Bereits im März wird das relevant, wenn für beide Kammern gewählt wird. Für die Präsidentenwahl im Mai hat die FARC den Alt-Guerillero „Timochenko" (Rodrigo Londoño) nominiert, dem allerdings keine Chancen eingeräumt werden.
Bewaffnete Gruppen finanzieren sich mit Drogen und SchutzgeldDerweil sind aber andere bewaffnete Gruppen in Kolumbien auf dem Vormarsch. Sie terrorisieren die Menschen in entlegenen Gebieten und forcieren ihre illegalen „Geschäftszweige". Dazu gehören in erster Linie: Kokainproduktion und Schmuggel, nicht genehmigter Bergbau sowie Schutzgeld-Erpressung. Vor diesem Hintergrund bekämpfen sich die linke Guerilla ELN, rechte paramilitärische Milizen und Mörderbanden des organisierten Verbrechens heftiger als vor dem Friedensvertrag zwischen Regierung und FARC.
Frieden bedeutet für die andern ganz was anderesMichael Castritius war im umkämpften Gebiet unterwegs, hat mit Bauern, Vertriebenen, Indigenen und Afro-Kolumbianern gesprochen. Sie alle sind immer wieder Opfer der bewaffneten Auseinandersetzungen. Kurzum: Unter dem spanischen Begriff „paz", zu Deutsch Frieden, verstehen unterschiedliche Interessensgruppen nicht immer das Gleiche: Städter und Campesinos, Oberschicht und Marginalisierte, Ex-FARC-Kämpfer und Opfer, Regierung und Opposition. Viele träumen einen ganz anderen Traum vom Frieden.
Die B5 Reportage „Paz" - der umkämpfte und zerredete Friedenstraum in Kolumbien Reportage am Sonntag, 21.01.2018 14:35 und 21:35 Uhr, B5aktuellAutor: Michael Castritius Redaktion: Henryk Jarczyk