Eine abgewrackte Lagerhalle, schwummriges Licht und kaputte Scheiben - die perfekte Location für Straßenfußball. Mit dem Spielmodus Volta bringt Electronic Arts bei "Fifa 20" den Fußball zurück auf die Straße. Schon lange hatten Fans spekuliert, ob der Spieleentwickler irgendwann das beliebte Spiel "Fifa Street" aus dem Jahr 2012 wieder zurück auf die Konsole bringt - nach acht Jahren hat das Warten nun ein Ende.
Volta erinnert zwar vom Aussehen an das legendäre Straßenfußballspiel, kommt an den Klassiker aber nicht ganz heran. Nach dem Ende von "The Journey" um den aufstrebenden Fußballer Alex Hunter, dessen Story man von "Fifa 17" bis "Fifa 19" miterleben konnte, ist Volta der neue Storymode von Electronic Arts. Nachdem wir einen Spieler erstellt haben, schließen wir uns einer Mannschaft an und haben gemeinsam ein Ziel: an der Straßenfußball-WM in Argentinien teilnehmen. So zocken wir uns über Bolzplätze in Nordamerika, Asien, Afrika, Südamerika und Europa. Ob im Drei-gegen-Drei oder Vier-gegen-Vier, ob ummauerte Plätze oder alte Hallen - Volta macht einfach Spaß. In seinen besten Momenten erinnert es an einen Mix aus "Fifa Street" und dem Hallenmodus aus dem legendären "Fifa 98". Es kommt dabei weniger auf die Dribbelkünste an, sondern auf geschicktes Timing bei Pässen - denn der unterschiedliche Belag bei Turnieren (Sand, Beton oder Turnhallenböden) wirkt sich auf die Ballphysik aus.
GameplayDie Ballphysik ist auch eine der wenigen Änderungen, die es auf dem großen Feld gibt. So verspringen technisch weniger beschlagenen Spielern nun häufiger die Bälle; auch Unebenheiten im Rasen können sich auf Pässe auswirken. Generell hat Electronic Arts die diesjährige Version von Fifa entschleunigt - ähnlich wie es auch Konami mit dem Konkurrenten "Pro Evolution Soccer" gemacht hat. Das wirkt sich positiv aufs Spiel aus, denn Bewegungen und Spielabläufe wirken deutlich realistischer. Geändert wurde auch die Steuerung bei Elfmetern und Freistößen. Gerade letztere sind zu Beginn durch die Bewegung beider Joysticks schwierig zu koordinieren, lassen sich aber relativ schnell meistern.
Einen Schwerpunkt hat Fifa diesmal auf die Defensive gelegt: Hersteller EA hat das Stellungs- und Zweikampfspiel der KI verbessert, sie soll sich auch dem Abwehrverhalten des Spielers anpassen. Wirklich groß hat sich das beim Test aber nicht bemerkbar gemacht. Dafür sind zwei andere Dinge aufgefallen: Beim Tackling kommt es nun mehr denn je auf das richtige Timing an, sonst grätscht man schnell ins Leere. Und langsame Innenverteidiger sind bei Steilpässen auf schnelle Stürmer gewaltig im Nachteil. Einmal entkommen, gibt es keine Möglichkeit mehr sie einzuholen.
Schmerzhafte LizenzverlusteIn Sachen Lizenzen muss EA beim diesjährigen Ableger zwei herbe Verluste verkraften. So vergab Bayern München die Rechte an der Allianz Arena exklusiv an den Rivalen Pro Evolution Soccer (PES). Noch härter trifft es Fans von Juventus Turin, denn der Teamname ist nun exklusiv im Besitz von PES. Stattdessen erwartet uns bei "Fifa 20" nun Piemonte Calcio, in deren rosa Trikots aber immerhin noch Cristiano Ronaldo, Sami Khedira und Co. schlüpfen. Freuen dürfen sich die Fans von Werder Bremen, denn erstmals können sie auch auf dem Rasen im Weserstadion spielen. Abgesehen von der Allianz Arena sind jetzt auch alle anderen Stadien der Bundesliga verfügbar.
Die Änderungen im KarrieremodusWer sich auf einen verbesserten Karrieremodus gefreut hat, wird bei "Fifa 20" auch in diesem Jahr wieder enttäuscht. Vieles bleibt beim Alten. Ein ganzes Entwicklerteam hatte EA laut dem " Kicker" an die Entwicklung des Karrieremodus gesetzt. Das Ergebnis: Erstmals gibt es die Auswahl zwischen Trainer und Trainerin, die auch individuell eingekleidet und vom Aussehen angepasst werden können. Die größte Änderung ist die Pressekonferenz, bei der wir mit den richtigen Aussagen einzelne Spieler und die Mannschaft für das anstehende Spiel zusätzlich motivieren können, wodurch sie einen Leistungsschub erhalten. Gleiches gilt auch im Einzelgespräch mit unzufriedenen Spielern. Das war es dann aber auch schon, einen Stadionausbau oder eine intensivere Jugendarbeit sucht man weiterhin vergeblich.
Die größten Schwächen offenbart "Fifa 20" bei der Vertonung. Wolff-Christoph Fuss und Frank Buschmann kommentieren weiterhin die Spiele auf Deutsch, jedoch hakt es immer wieder beim Timing und der Zuordnung. Wenn Buschmann erklärt, dass die Heimmannschaft noch nicht in der Saison angekommen ist, die Mannschaft aber gleichzeitig ungeschlagener Tabellenführer ist, ist das schlicht falsch.
FazitNein, so wirklich viel hat EA am Gameplay bei "Fifa 20" nicht geändert. Allerdings haben die Entwickler an den richtigen Rädchen gedreht, denn das Spiel wirkt nun besser in der Handhabung und ist dadurch realistischer. Das Pass- und Flankenspiel wurde angepasst, sodass Flanken aus vollem Lauf auch mal im Nirvana landen. Ähnlich verhält es sich mit unkontrollierten Pässe aus der Drehung. Die größte und spaßigste Neuerung ist jedoch Volta. Der Spielmodus weckt Erinnerungen an die alten EA-Klassiker, wirkt dennoch frisch und innovativ, auch wenn der Storymodus etwas flach geraten ist. Spaßige Abende mit Freunden sind damit aber auf jeden Fall garantiert.
Erhältlich ist "Fifa 20" für PC, Playstation 4, Nintendo Switch und Xbox One. BewertungStory: 5/7
Grafik: 7/7
Ton: 4/7
Steuerung: 7/7