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Sexismus: Männer sind verunsichert? Gut so!

Im diskursiven Rauschen um Sexismus und Missbrauch geben sich viele Männer überrascht – oder missverstanden. Nehmt dieses Unbehagen an, denn es geht ausnahmsweise nicht darum, wie wir uns fühlen, schreibt unser Autor Matthias Kreikenbrink.

Habt ihr nie zugehört?

#metoo heißt der Hashtag, der viele Männer nun zu der Frage bewegt: „Ich auch?“Denn wenn so viele Frauen von sexueller Belästigung und Übergriffen berichten, müssen Männer anerkennen: „Vielleicht habe ich auch schon Grenzen überschritten, und ganz sicher kenne ich Männer, die so etwas getan haben.“ Reflexhaft wird die Verunsicherung nun in einen Angriff auf die eigene Freiheit übersetzt, einige Männer meinen nun gar nicht mehr zu wissen, was sie „jetzt noch dürfen.“ Haben Angst davor, Komplimente zu machen – ohne sich zu fragen, ob sie da wirklich komplimentieren und nicht kompromittieren. Denn ist es tatsächlich ein Kompliment, wenn die Person, der es gemacht wurde, sich unwohl fühlt, ja sogar bedrängt?

Andere Männer zeigen sich überrascht. Überrascht davon, dass es so viele Frauen betrifft. Sagen, dass sie das Ausmaß nicht ahnen konnten. Sie schreiben Kommentare, Tweets, Artikel mit Aussagen wie: „Muss man sich als Mann den Schuh anziehen?“, „Not all men!“, „Du auch? Ich hätte nie gedacht, dass es so viele Frauen in meinem Umfeld getroffen hat.“ 

Ich schreibe auch. Und ich frage: Habt ihr eigentlich nie zugehört?

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