Matthias Jundt

Redaktionsvolontär der Mittelbadischen Presse, Offenburg

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Gockelprojekt soll für Ende des Küken-Schredderns sorgen

Knapp 50 Millionen männliche Küken werden jedes Jahr in Deutschland kurz nach dem Schlüpfen getötet. Der Grund: Sie legen keine Eier, erzeugen zu wenig Fleisch, ihre Aufzucht ist teuer. Kurz: sie sind wirtschaftlich nicht rentabel. Häufig werden die Tiere geschreddert - ein von Tierschützern scharf kritisiertes Verfahren. Die Erzeugergemeinschaft (EZG) 08, der auch die Ortenauer Geflügelhöfe Zapf aus Gengenbach und Adam aus Neuried angehören, starteten deshalb ein Pilotprojekt. Die Küken sollen weiterleben.

"Versuchsweise haben wir 3000 Hähne neben 3000 Legehennen aufgezogen", erläutert Martin Zapf. Der Ortenauer arbeitet auch im Vorstand der landesweit tätigen Erzeugergemeinschaft mit. Da sich nicht jede Rasse gleichermaßen für die Eier- und die Fleischproduktion eignet, entschieden sich die Eierproduzenten für die Rasse "Sandy". Bei ihr bringen auch Hähnchen Gewicht auf die Waage: Nach 12 Wochen wurden die Tiere mit einem Gewicht von 1200 Gramm geschlachtet.

Eier bald im Handel

"Noch ist die Aufzucht der Hähne kostenintensiv", räumt Martin Zapf ein. Die 08er-Betriebe geben pro Jahr etwa eine Million Euro für die Aufzucht der Hähne aus. Die Hühner sollen dafür sorgen, dass sich diese Ausgaben rechnen: Die Eier eines Sandy-Huhns sind vier Cent teurer als üblich, sagt Zapf. Der Kunde könne diese leicht erkennen: "Die Eier dieser Rasse sind cremefarben", erklärt Zapf - und sie kommen nach Angaben des Einzelhandel-Unternehmensverbunds Edeka in den kommenden Monaten in den Ortenauer Handel.

Derzeit testen Zapf und seine Mitstreiter die Produkte, also die geschlachteten Gockel. Die Frage: Wozu können die Tiere verarbeitet werden? "Im Gespräch sind etwa Hamburger, Wurstsalat, Maultaschen oder auch Grillhähnchen", gibt Zapf Einblick. Ein Suppenhahn werde aus dem Fleisch eher nicht: "Es ist nicht fettig genug."

Ob das Projekt bei allen Mitgliedsbetrieben Schule macht, hängt jetzt am Verbraucher. "Es ist eigentlich nur eine Geldfrage", sagt Zapf. In der Haltung sei "Sandy" einfach, beurteilt der Eierproduzent. "Sie ist sehr agil", außerdem bekomme die Rasse keine Medikamente. Das Ziel sei eine Kostendeckung für den jeweiligen Landwirt - und eine komplette Verarbeitung des Tieres. Sollte das Projekt Erfolg haben, wird der Verkauf des Fleisches die Aufzucht der Hähne finanzieren. "Die Eier der Sandy-Tiere werden dann wieder günstiger", gibt Zapf zu bedenken.

Tierschützer loben

Bei Tierschützern stößt das Pilotprojekt der Erzeugergemeinschaft auf positive Resonanz: "Es ist gut, dass so etwas gemacht wird", beurteilt etwa Edmund Haferbeck, Manager der Wissenschafts- und Rechtsberatung der Tierschutzorganisation Peta. Der Sündenfall, habe vor rund 50 Jahren stattgefunden. Damals sei begonnen worden, legestarke Hühner auf der einen und stark fleischige Tiere auf der anderen Seite zu züchten.

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