Martin Ebner

Freier Autor, Konstanz (Radolfzell)

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Wer hat Angst vorm schwarzen Phone?

Schluckt nur analoges Geld: Kröte in Kiev (Skulptur von Oleg Pinchuk)

  • Digitalisierung krempelt die Finanzbranche um
Was kann ein Bankberater, was ein Handy nicht kann? In der schönen neuen virtuellen Welt sind Banken vielleicht bald ebenso überflüssig wie Buchläden oder Reisebüros. Als die Frankfurt School of Finance & Management im März eine Konferenz zur „neuen digitalen Macht der Kunden“ veranstaltete, war die Atmosphäre gespannt: Junge Internetfirmen machten den alten Nadelstreifenanzügen Angst.

„Die Großbanken sollten sich nicht allzu sicher sein, dass ihnen die Kunden treu bleiben, ohne einen wirklich guten Grund dafür zu haben“, droht im Begleitband Matthias Lamberti, der Gründer der Online-Anlageberatung Yavalu (Slogan: „Sparen Sie sich Ihren Berater“). Seit vielen Jahren würden die etablierten Banken darauf setzen, dass der Wechsel der Bankverbindung mit Aufwand verbunden ist. „Die fast schon arrogante Haltung nach dem Motto 'Ihr kommt doch trotzdem' könnte sich bald rächen“, denn mittlerweile reichen ein paar Wischer übers Display: „Der Kunde kann sich im Zeitalter der Apps sein persönliches Netz an Leistungsanbietern selbst zusammenstellen. Services sind austauschbar wie nie zuvor.“

Weil das Bankwesen stark reguliert sei, eine starke Lobby habe und es um viel Geld gehe, würden sich da „Verhaltensweisen nicht so schnell ändern“, meint   Robert Lempka, Mitbegründer der Schweizer Beteiligungsgesellschaft Next Generation Finance Invest. Nun führe aber der Vertrauensverlust im Gefolge der Finanzkrise dazu, dass „auch große und global tätige Finanzkonzerne mit bekannten Namen nicht mehr per se als stabiler als neue Anbieter angesehen werden“. Außerdem könnten sich Privatkunden zunehmend vernetzen und wollten sich nicht mehr schlechter als institutionelle Anleger behandeln lassen: Der Megatrend „Demokratisierung“ stehe noch ganz am Anfang, werde aber „die Finanzindustrie über viele Jahre prägen“. Lempka ist sicher: „Ohne Zweifel wird der Margen- und Kostendruck bei den etablierten Finanzdienstleistern weiter massiv zunehmen.“

Wozu überhaupt noch in eine der für teures Geld betriebenen Bankfilialen gehen? Falls man doch einmal Bargeld braucht, holt man es sich an der Supermarktkasse, ansonsten wird per PayPal oder Google-Wallet gezahlt, Giro- und Tagesgeldkonten laufen gratis bei einer Direktbank wie Fidor, Kredite bekommt oder vergibt man bei Crowdfunding-Plattformen wie Smava, Beratung holt man sich aus Internetblogs, mit Aktien und CFDs zockt man bei Gekko, Fremdwährungen gibt's bei Oanda und Staatsanleihen vielleicht bald bei Amazon, und dafür, dass bei all dem der Überblick nicht verloren geht, sorgen Dienste wie Mint.com oder Meniga....

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Martin Ebner / Text veröffentlicht am 22.11.2013


Oliver Everling, Robert Lempka (Hg.): „Finanzdienstleister der nächsten Generation – Die neue digitale Macht der Kunden", Frankfurt School Verlag, Frankfurt am Main.




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