Agit Kabayel will erster deutscher Schwergewichtsweltmeister seit Max Schmeling werden. Über den Traum eines Jungen aus Bochum-Wattenscheid, der beinahe früh gescheitert wäre.
Mit seinem Mercedes fährt Agit Kabayel aus der Tiefgarage eines Hotels in Köln. "Weißt du, was die Leute sehen?", fragt er und beantwortet seine Frage dann selbst: "S-Klasse, schicke Klamotten." Er klatscht in die Hände und reibt sie ausladend aneinander. "Der Junge hat's gemacht."
Seine Fahrt geht Richtung Ruhrgebiet.
Kabayel, 27, Vollbart und schwarze Haare, die an den Seiten kurz rasiert sind, ist der beste deutsche Schwergewichtsboxer und könnte einer der besten der Welt werden. 19 Kämpfe, 19 Siege, davon 14 durch Knock-out hat er bisher verbucht.
Vor drei Jahren wurde er Europameister. Doch Siege und Titel, sein sportlicher Aufstieg - das ist nur das eine. Was er noch sucht, ist die Anerkennung seiner Heimat.
Kabayel wartet auf keine Fragen, er redet einfach drauflos. Wie Faustschläge sprudeln die Sätze aus ihm heraus. Viele beginnen wie dieser: "Hör mal, es ist ja so: Wir waren Straßenköter, haben richtig viel Scheiße gebaut, uns so oft geprügelt."
Nach mehr als einer Stunde Fahrt stellt Kabayel sein Auto neben einem kleinen Aschenplatz ab, umgeben von Sozialwohnungen. Er steigt aus. Der Himmel ist grau an diesem Tag in Bochum-Wattenscheid, ein leichter Sprühregen fällt, Kabayel will etwas zeigen. "Früher war hier noch Asphalt", sagt er. Die Tore seien noch dieselben, der kleine Spielplatz daneben sei aber neu. Das bunte Gestell sorgt für ein wenig Farbe. Aber das Bild bleibt trist, typisch für soziale Brennpunkte, von denen es viele im Ruhrgebiet gibt.