Bahnhofshallen können ganz unterschiedlich auf ihre Besucher*innen wirken. Große ältere Gebäude strahlen eine gewisse Würde und Monumentalität aus, die eine Zeit spürbar machen, als die Eisenbahn noch für Weltläufigkeit und Eleganz stand, und man sich vorstellen konnte, dass auf dem Bahnsteig da hinten gleich ein Mörder in den „Orient-Express" steigt. Der Hauptbahnhof in Amsterdam vermittelte mir so ein Gefühl, ebenso Budapest-Keleti. Auch der Leipziger Hauptbahnhof geht in diese Richtung, weil die alte Architektur der hellen Halle die Idee des „Einkaufsbahnhofs" etwas in den Hintergrund drängt, oder der Hamburger Hauptbahnhof, den ich zwar als eng, dunkel und laut empfinde, aber genau deshalb als genau richtig. Und über die Berliner Friedrichstraße will ich gar nicht reden, seine Geschichte spricht für sich. Gegen all dieses Alte erscheinen die neuen Hauptbahnhöfe in Berlin oder Wien nur als kalte, effiziente Durchgangsstationen, Nicht-Orte im Sinne Marc Augés, in denen man ungern verweilen möchte.
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