Der Spitzenkandidat soll für die AfD den Osten gewinnen. Doch hier wird die AfD nicht mehr nur bedingungslos umjubelt. Und die Wähler wollen Taten sehen.
22.09.2021
Der Mann im karierten Hemd verfolgt das Geschehen im Bundestag offenbar genau. 18 AfD-Abgeordnete hätten in der Vorwoche gefehlt, beschwert er sich. Er meint die Abstimmung über die Verlängerung der epidemischen Lage in Deutschland - die Grundlage für die Corona-Maßnahmen, die für viele AfD-Wähler wie ihn schwer aushaltbar sind. „Hatten die andere Veranstaltungen?", fragt der Mann. „Es ärgert mich gewaltig. Ganz gewaltig!"
Die AfD hat im Bundestagswahlkampf zum „Bürgerdialog“ im mecklenburgischen Demmin eingeladen. Ein Wirtshaus im Wald, 90er-Jahre-Einrichtung, eine „Jack Daniel’s“-Fahne an der Wand. Neben den örtlichen Kandidaten und der Berliner Spitzenkandidatin Beatrix von Storch sitzt Parteichef Tino Chrupalla auf der Bühne.
Der versucht zu erklären: Die Sitzung des Bundestages sei eine Sondersitzung gewesen. Kurzfristig einberufen. Einige hätten sich entschuldigt, etwa weil sie Termine im Wahlkampf hatten, andere seien krank gewesen. Aber, sagt Chrupalla, er selbst habe für eine andere Abstimmung zum Infektionsschutzgesetz sogar eine Wahlkampfveranstaltung in Niedersachsen abgesagt. „Weil ich es wichtig fand. Und um mir nicht diese Fragen nachher stellen zu müssen.“ Übersetzt heißt das: Er wollte keine wütenden E-Mails von Anhängern bekommen.
Hier im Osten nimmt die AfD für sich in Anspruch, „Volkspartei“ zu sein. Hier holt sie in manchen Gegenden an die 40 Prozent der Stimmen, Direktmandate. Doch hier merkt man auch, dass sich der Blick auf die Partei verändert.
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