1 Abo und 4 Abonnenten
Artikel

Welche Zukunft hat Meuthen in der AfD?

Erst paktierte er mit dem „Flügel“, dann brach er mit ihm: AfD-Chef Meuthen ist die Kehrtwende nicht gut bekommen. Ein Lehrstück über die Macht der Radikalen.

Erschienen am 22.04.2020

Der Wendepunkt ist ein Landesparteitag im Februar 2019. AfD-Parteichef Jörg Meuthen ist ins baden-württembergische Heidenheim gereist. Der Verfassungsschutz hat ein paar Wochen zuvor verkündet, dass er die Partei jetzt als Prüffall führt. Meuthen will verhindern, dass auf dem Landesparteitag die radikalen Quertreiber die Oberhand gewinnen.

Bevor es zur Wahl kommt, betritt Meuthen die Bühne und hält eine Brandrede. Er ruft: „Wer hier seine gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ausleben will, dem sage ich ganz klar: Sucht euch ein anderes Spielfeld für eure Neurosen!" Der Saal kocht. Buhrufe und Pfiffe mischen sich in Applaus und Jubel. Meuthen spricht von „rücksichtslosen Radikalen". Selten ist er so deutlich geworden. Die Radikalen vom völkischen „Flügel" in der AfD verstehen den Auftritt als Kampfansage.

Gut ein Jahr später ist der Konflikt zwischen Meuthen und dem „Flügel" endgültig eskaliert. Und der Parteichef in einer brenzligen Lage. Zwar wird sich die völkische Strömung um Galionsfigur Björn Höcke und Strippenzieher Andreas Kalbitz offiziell bis Ende April auflösen. Aber viel mehr als Kosmetik ist das nicht. Mit seinem Vorstoß, die AfD solle sich in zwei Parteien aufteilen und damit den „Flügel" abspalten, hat Meuthen selbst Verbündete gegen sich aufgebracht. Auf Druck seiner Parteikollegen musste er öffentlich einstehen, einen „großen Fehler" begangen zu haben. Hat er noch eine Zukunft in der AfD?

Der Fall Meuthen ist ein Lehrstück. Darüber, mit welch harten Bandagen in der AfD heute wieder gekämpft wird. Wie der „Flügel" mit jenen umspringt, die sich ihm in den Weg stellen. Und darüber, worum es am Ende wirklich geht: die Verteidigung von Macht und Posten.

Meuthen sagt: Die „Flügel"-Leute wollen die AfD dominieren

Ruft man Meuthen dieser Tage an, dann klingt er nicht wie einer, der gerade eine schwere Krise erlebt. (...)

Zum Original