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Der Radikale


Früher war Alexander Gauland ein Vorzeigekonservativer, heute verharmlost der AfD-Chef die Nazi-Zeit. Alte Weggefährten unterstellen ihm völkisches Denken. Was ist passiert?


Erschienen am 4. Juni 2018


Es muss für ihn eine Schlüsselszene sein, so oft hat Alexander Gauland sie in kleinen Runden schon erzählt. Da ist der konservative „Berliner Kreis" der CDU 2012 beim damaligen Generalsekretär Hermann Gröhe im Konrad-Adenauer-Haus zu Gast. Gauland - damals seit fast 40 Jahren in der CDU - sitzt in der Runde, auch der spätere AfD-Mitgründer Konrad Adam. Die Gruppe will ihren Positionen Gehör verschaffen.


Doch Hermann Gröhe behandelt die Männer von oben herab, gibt ihnen zu verstehen, dass sie nicht gebraucht werden. So zumindest erinnert sich Gauland. Und was für ihn fast genauso demütigend ist: das schlechte Essen, das ihnen aufgetischt wird. Auf dem Weg im Aufzug nach unten ist ihm und Adam klar: Das war es jetzt.


Diese Szene ist keine Erklärung. Nicht für den Menschen Gauland von heute, nicht für die Grenzüberschreitungen des AfD-Chefs, der die Nazi-Zeit in einer Rede am Samstag als „Vogelschiss" der Geschichte bezeichnete. Aber sie markiert doch den endgültigen Bruch Gaulands mit der CDU. Sie markiert den Punkt, an dem Gauland begann, sich vom Vorzeigekonservativen zu einem zu wandeln, von dem manche glauben, er bringe die Demokratie in Gefahr.


Wie konnte das passieren? Der Lebensweg von Alexander Gauland beginnt 1941 in Chemnitz. Nach dem Abitur flieht er in den Westen, 1973 tritt er in die CDU ein. Gauland arbeitet als Büroleiter für den hessischen CDU-Politiker Walter Wallmann. 1979 holt Gauland 250 Vietnamesen nach Frankfurt am Main, die vor der kommunistischen Regierung nach Hongkong geflohen waren.


In den 80ern wird Gaulands Chef Wallmann hessischer Ministerpräsident und Gauland Chef der Staatskanzlei. In dieser Zeit erwirbt er sich einen Ruf als geschickter Strippenzieher, als „graue Eminenz". Schon damals erfasst ihn im Winter immer wieder die Schwermut, Depressionen, wie er später Journalisten erzählen wird. Sie haben ihn bis heute begleitet.

Nachdem Wallmann 1991 sein Amt verliert, wird Gauland Herausgeber der Märkischen Allgemeinen in Potsdam. Er schreibt Aufsätze für verschiedene Medien, ist Kolumnist für den Tagesspiegel. Gauland ist ein geschätzter Konservativer, ein Intellektueller.


Doch nach dem Bruch mit der CDU tritt Gauland in die AfD ein, ist von Anfang an dabei...


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