1 Abo und 0 Abonnenten
Artikel

Rabatt aufs Bechern

Das Becherpfandsystem „reCup“ soll in Heidelberg den Kaffee zum Mitnehmen umweltschonender machen. Doch viele Gastronomen zögern noch.

Das ist doch diese Kaffeebecher-Aktion“, sagt eine Passantin in der Heidelberger Fußgängerzone, als sie am Informationsstand des Abfallamts vorbeigeht. Im Rahmen der „europäischen Woche zur Abfallvermeidung“ informierten das Abfallwirtschaftsamt, BUND, NABU, die Grüne Jugend Heidelberg und die Grüne Hochschulgruppe an verschiedenen Ständen, wie die täglich höher werdende Zahl an Coffee-To-Go-Einwegbechern zu vermeiden ist. Denn in diesem Punkt hat Heidelberg einen Erfolg zu verbuchen: Schon bald soll es hier ein flächendeckendes Mehrwegsystem für den Kaffee zum Mitnehmen geben.

Nachdem die Stadt im Sommer beschlossen hatte, mit einer großen Öffentlichkeitskampagne das Thema anzugehen, wurden die Cafés direkt angesprochen und gebeten, sich dem Problem bewusst zu werden. Entstanden ist dabei die Becherkarte. „Dabei handelt es sich um eine Online-Stadtkarte, auf der verzeichnet ist, in welchen Cafés der eigene mitgebrachte Becher wieder aufgefüllt werden kann. Dort ist auch zu erkennen, welche von diesen Läden einen Rabatt auf das Getränk im Mehrwegbecher geben“, erklärt Valentin Bachem, Abfallberater der Stadt Heidelberg.

Um einen weiteren Schritt in Richtung einwegbecherfreie Zukunft zu gehen, hat sich nun ein Großteil der Heidelberger Kaffeeanbieter auf ein Mehrwegbecher-Pfandsystem geeinigt. Bei einer Infoveranstaltung hatten sechs verschiedene Anbieter die Möglichkeit, die anwesenden Gastronomen von ihrer Mehrwegbecher-Lösung zu überzeugen. Das Rennen machte letztlich das Pfandsystem der Firma „reCup“. Ein Bechersystem, bei dem sich jedes Café eigenständig über ein Online-Portal anmelden kann. „reCup“ beliefert den Standort anschließend mit spülmaschinengeeigneten Bechern in zwei verschiedenen Größen mit einem Pfandbetrag von einem Euro. Umstritten sind hierbei die Deckel: Einweg- oder Mehrweg. Begleitend bietet das Start-Up umfangreiches Informationsmaterial für die Konsumenten in Form einer Online-Karte, einer App und Flyer-Material. Für die Geschäftsinhaber fällt dafür eine Gebühr von einem Euro am Tag an. Die Becher sind demnach an allen beteiligten Cafés gegen Pfand zu bekommen und können in den teilnehmenden Läden wieder abgegeben werden. Mit diesem System hat „reCup“ in anderen Städten wie München, Köln oder Ludwigsburg bereits Erfolg. Dort tragen die Becher ein lokales Design, eine stilisierte Skyline der Stadt. Meist wird dies aus öffentlichen Geldern finanziert. Wie dies in Heidelberg ausgeführt wird, ist im Detail bislang nicht bekannt.

„Nomad“ in der Weststadt und das Café „Rada“ waren bei den Informationstreffen der Stadt begeistert und haben den „reCup“ bereits eingeführt. „Andere Cafés wollen wohl noch warten, bis das System in Heidelberg etabliert ist“, berichtet Nomad-Inhaberin Suna Aslan. „Mir war es jedoch wichtig, einen Anfang zu machen. Deshalb wird es ‚reCup‘ auch von Beginn an in meiner neuen Filiale in Neuenheim geben.“ Auch im „Rada“ hatten die Inhaber ihren Kunden seit der Eröffnung im Juli Mehrwegbecher ans Herz gelegt. Ein übergreifendes System unterstützen sie deshalb sehr. „Es sind schon Kunden gegangen, aber die Mehrheit freut sich über die Mehrweg-Lösung“, berichtet Daisy Schwartz. Ganz lässig bedient sie sowohl die Kasse als auch das System von „reCup“ mit einem Tablet-PC in ihrem Café. „Schön wäre es, wenn die Mensen für die Studierenden sich auch an einem übergreifenden System beteiligen würden“, merkt sie dabei an. Das Studierendenwerk möchte zwar einen Mehrwegbecher einführen, schließt eine Kooperation mit der Stadt dabei aus. Um zu demonstrieren, dass die Studierenden sich Mehrwegbecher wünschen, startete die Grüne Hochschulgruppe eine Unterschriftenaktion. Hierbei kamen bislang 1050 Unterschriften zusammen. Aktuell wird sie online weitergeführt.


Von Maren Kaps (Dezember 2017)
Bild: Philip Hiller