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Die Letzten ihrer Art - Wiener Zeitung Online

Wien. Er schmeißt sich auf den Fahrersitz des amerikanischen Muscle Cars und lässt den Motor an. Nachdem der Wagen zwei durchdringende Brüller ausgestoßen hat, löst James Bond die Bremse und rast im roten AMC Hornet durch die Scheibe des Autohauses. Ab geht die Verfolgungsjagd durch US-Straßen der 1970er. Was 007 kann, können Wiener auch. Von den eindrucksvollen Ami-Schlitten der American Motor Corporation befanden sich 2016 noch acht Stück in Wien. Seltene Exemplare, bedenkt man, dass insgesamt fast 700.000 Pkw in Wien gemeldet sind.

Mit der Ente nach Marokko Im direkten Kontrast zu den langen Amerikanern stehen die zwei hier gemeldeten BMW-Isettas. Diese Knutschkugeln, wie man sie liebevoll nennt, gehörten zum Italienischen Automobilhersteller ISO. Die Firma baute Motorräder, Roller und 1953 einen Kleinwagen mit drei Rädern und nur einer Tür, die nach vorne geöffnet wird. Durch die andauernde Suez- und damit verbundene Ölkrise war das Miniauto europaweit begehrt und wurde auf Lizenzbasis auch außerhalb Italiens gebaut. In Deutschland verkaufte BMW 136.000 Isettas. Das Auto war der erfolgreichste BMW der 50er Jahre. Das Schweizer Unternehmen Micro arbeitet momentan an einem Revival der Knutschkugel, als Elektroauto.

Kleine alte Autos seien zurzeit sehr gefragt, sagt Jimmy, Mechaniker bei Lurf & Miller im 16. Bezirk. Ein Kunde sei vor kurzem mit seinem, Citroën 2CV, genannt Ente, nach Marokko gefahren, um einen Freund zum Kaffee zu treffen. Einen Monat war er unterwegs, mit einem Auto, das maximal 100 km/h fährt.

Auch die Firma Innocenti hatte Erfolg mit einem kleinen Auto, der italienischen Version des Mini Cooper. In Wien sind aktuell zwölf Innocenti gemeldet. Dabei kann es sich aber auch um Roller handeln. Denn Ferdinand Innocenti hatte 1960 mit dem Motorroller Lambretta seinen Durchbruch. Für viele Leute im Nachkriegseuropa war er das erste Individualtransportmittel. Obwohl die Marke mit dem Tod Innocentis 1976 verschwand, düsen noch 47 Exemplare durch Österreich. Das Unternehmen ging damals an De Tomaso über. Hinter dieser Automarke steckte der Argentinier Alejandro de Tomaso, ein Journalist, der mit Che Guevara bekannt war und 1955 nach Italien kam, um Rennfahrer zu werden. Vier Jahre später begann er selbst Autos zu bauen. Sein erfolgreichstes Modell war der Pantera, ein Sportwagen, der auf 235 km/h kommt. Zehn Jahre nach der Insolvenz gibt es in Wien noch vier Autos dieser Marke.

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