alt-J - The Dream
Die innovativste Indie-Band der letzten Jahre entdeckt auf dem neuen Album True Crime Podcasts für sich. Dass "The Dream" kein Albtraum geworden ist, liegt an der emotionalen Nähe, die die Band transportiert - eine Auswirkung des Lockdowns auf die Bandmitglieder und ihre Familien.
Von Marc Mühlenbrock
Alt-J gelten als die Nerds des Indie, seit sie 2012 zum ersten Mal auftauchten. Diese Band, bestehend aus drei Kunststudenten, mit einem Computer-Kurzbefehl im Namen, Stakkato-Rhythmen und plötzlichen Tempo-Wechseln in den freigeistig strukturierten Songs. Das Debüt "An Awesome Wave" klang anders als alles davor dagewesene, Album Nummer 4 kann nun nicht mehr derart überraschend klingen - innovativ sind alt-J aber immer noch.
Auf "Hard Drive Gold" lassen sie ihrer Sample-Manie freien Lauf. Keyboarder Gus hat unter anderem seine Mutter aufgenommen und das Hupen eines Audi, weil der auch kurz im Text vorkommt. Sänger Joe verliebt sich immer mehr in seine Akustik-Gitarre, die der Star ist im emotionalen "Get Better", das die Opfer der Pandemie beklagt. Das Stück gibt alt-j einen vorher nur zu erahnenden Country & Western Touch.
True CrimeGleich in mehreren Songs geht es um Mord und Totschlag, auch das ist neu für alt-J. Eine Auswirkung des True-Crime-Podcasts, den Sänger und Songtexter Joe während der Arbeit am Album immer gehört hat. "Happier When You're Gone" ist der weibliche Counterpart zu Jimi Hendrix' "Hey Joe" und das grandios düstere "Losing My Mind" verknüpft gegen Ende die Geschichte eines vermissten Jungen, seines Vaters und eines Killers miteinander.
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