Die Rückbank von Markus Lohses Auto sieht aus wie ein schwereloses, rosa-weißes Bällebad. 50 mit Helium gefüllte Herz-Ballons sind darin untergebracht – für das Hochzeits-Foto-Shooting am Wasserturm in der niedersächsischen Gemeinde Hasbergen gleich, zu dem Markus unterwegs ist. Aber Markus ist spät dran und so nervös, dass er die fliegenden Herzen beim Aussteigen vor Ort auf der Rückbank vergessen hat. Heiraten ist eben aufregend, egal, ob Frau und Mann, Frau und Frau, oder Mann und Mann. Vielleicht ist es für ein homosexuelles Paar aber doch noch ein wenig aufregender, vor dem Altar zu stehen und vor Gott in einer Kirche getraut zu werden. Einfach, weil es so lang nicht ging.
Seit 2016 haben die meisten der 20 evangelischen Landeskirchen dann doch noch öffentliche Segnungen erlaubt, einige von ihnen setzen das mit einer Trauung gleich. In sechs Landeskirchen gibt es aber seit Neuestem auch offiziell eine „Trauung für alle“, das bedeutet, der Traugottesdienst von homosexuellen Paaren ist liturgisch und kirchenrechtlich dem von Heterosexuellen gleichgesetzt.
Eigentlich sind Alex und Markus schon verheiratet. Den Termin beim Standesamt hatten sie am Tag zuvor, am Freitag. Kleine Runde, in Jeans und Jackett, danach Kaffee und Kuchen. Markus Lohse heißt jetzt Markus Ueding. „Es hat sich ein bisschen wie ein Geburtstag angefühlt“, meint Alex. Der Tag heute ist für beide aber noch viel aufregender. Seit der Bundestagsentscheidung vom 1. Oktober 2017 ist es Alex und Markus nämlich zwar erlaubt, standesamtlich zu heiraten. Eine kirchliche Trauung ist aber immer noch eher eine Ausnahme als die Regel.
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