Während alle über Griechenland reden, überraschen Ökonomen mit guten Nachrichten: Die Wirtschaft in der Eurozone wächst. Das liegt auch an Reformen in den Krisenländern.
Auf den ersten Blick wirken die guten Nachrichten wie ein Haufen wild zusammengewürfelter Daten. Nach sieben Jahren ist der europäische Automarkt 2014 wieder gewachsen. Die Geschäftsaktivitäten von Unternehmen haben ein Sechsmonatshoch erreicht. Die Einzelhandelsumsätze sind drei Monate hintereinander gestiegen. Frühindikatoren nennen Ökonomen diese Daten; wer wie sie daraus eine Gleichung formt, der erhält ein Ergebnis, das optimistisch stimmt: Die Wirtschaft in der wächst wieder.
Es ist eine Entwicklung, die viele Europäer vor lauter Griechenland-Krise noch gar nicht bemerkt haben. Noch ist der Aufschwung schwach, im vergangenen Jahr nahm die Wirtschaftsleistung in der Währungsunion nur um 0,3 Prozent zu. "Wir erleben gerade ein Herauskrabbeln aus der Krise", sagt Klaus-Jürgen Gern, Ökonom am Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Ein Krabbeln, das zum aufrechten Gang werden soll: In diesem Jahr soll die Wirtschaft in der Eurozone um 1,5 Prozent zulegen, 2016 sogar um zwei Prozent, prognostizieren Gern und seine Kollegen.
Experten machen dafür drei Faktoren verantwortlich. Einer davon ist der stark gefallene Ölpreis. Die Nordseesorte Brent, ein internationaler Referenzwert, kostet inzwischen 50 Prozent weniger als noch im vergangenen Sommer. Dadurch sparen die Europäer Geld; was sie noch vor Monaten an der Zapfsäule ausgaben, geht nun in den Konsum.
Niedriger Eurokurs hilftEin weiterer Grund ist die Politik der Europäischen Zentralbank (EZB), die den Markt seit Langem mit frischem Geld versorgt und dadurch den Kurs der Gemeinschaftswährung gedrückt hat. So etwa durch die Ankündigung, Staatsanleihen der Mitgliedsländer aufzukaufen. Deshalb haben sich die Exporte der Euroländer verbilligt. "In den kommenden Monaten wird sich dieser Effekt noch verstärken, weil die Abwertung erst zeitverzögert wirkt", sagt IfW-Experte Gern.
Als dritten positiven Effekt nennt der Ökonom Torsten Schmidt vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung: "Jetzt wirken die Reformen in Irland, Portugal und ." Gerade auf dem Arbeitsmarkt. Die Lohnkosten sind gesunken, dadurch sind die Waren und Dienstleistungen dieser Länder günstiger geworden.
Hinzu komme, dass der spanische Staat seine Ausgaben im vergangenen Jahr weniger stark gekürzt habe als zuvor, sagt José Rosello, Ökonom an der Universität Carlos III in Madrid. "Es ist also mehr Geld im Wirtschaftskreislauf geblieben, was gut für die Konjunktur war." All diese Faktoren sollen in der Summe ein Wirtschaftswachstum von zwei Prozent bringen, prognostizieren Rosello und seine Kollegen für 2015. Im Jahr darauf sollen es dann sogar 2,3 Prozent sein.
Italien muss noch mehr Reformen auf den Weg bringenAnders ist die Situation in . Dort stagniert die Wirtschaft noch. "Jetzt haben wir aber hoffentlich den Tiefpunkt erreicht", sagt die italienische Ökonomin Silvia Merler vom Thinktank Bruegel. Erste Anzeichen dafür seien die leicht gesunkene Arbeitslosenquote und gestiegene Exporte. So prognostiziert die Zentralbank des Landes für 2015 inzwischen ein Wachstum von 0,5 Prozent, im Jahr darauf sollen es sogar 1,5 Prozent sein.
Allerdings habe Italien den Aufschwung allein dem schwachen Euro zu verdanken, sagt Merler. "Die aktuelle Regierung hat bisher nur wenige Reformen umgesetzt; das hat keinen signifikanten Einfluss auf die Wirtschaft gehabt." Für einen langfristigen Aufschwung müsse mehr getan werden. Die Politik sei aber bereits auf dem richtigen Weg, sagt Merler. So hat die Regierung gerade ein Gesetz ins Parlament eingebracht, mit dem Ziel, den Bankensektor umzustrukturieren. Die vielen kleinen Institute sollen demnach mit den großen kooperieren, um ihre notorische Kapitalschwäche auszugleichen. Das soll die Kreditvergabe ankurbeln - die auch in den anderen Eurostaaten schwach ist.