Wenn 20 erwachsene Menschen mit Rasseln in der Hand zu lauter Sambamusik durch Seifenblasen tanzen, müssen nicht zwangsläufig Alkohol oder andere Drogen im Spiel sein. Im Frankfurter Ostend passiert das jede Woche, nüchtern und unter professioneller Anleitung. Laurenz Menzinger gibt dort einen Lachyogakurs. Er ist derjenige, der die Seifenblasen in den Raum pustet, während sich die Teilnehmer des Kurses mehr oder weniger grazil im Takt der Musik bewegen. Dabei lachen sie sich an und geraten beinahe in Ekstase. Menzinger steht in einer Ecke des Raums, das etwas schüttere Haar steht wild vom Kopf ab. Früher war das hier ein Café. Die Wände sind vergilbt, in der Ecke steht ein altes Klavier, die Möbel passen nicht zusammen. Durch die Fensterfront fällt der Blick auf den Gehweg. Als Menzinger die Musik ausschaltet, kehrt nur langsam Ruhe ein. Es dauert, bis alle im Kreis stehen, in der Ausgangsposition jeder Übung. Der Kursleiter animiert zu Selbstlob. Erst klopfen sich alle nur zaghaft gegenseitig auf die Schulter, doch dann schwillt der Lärmpegel wieder an und das sogar mehrsprachig. „Das war sehr gut - molto bene - very good."Dann folgt die nächste Übung, wieder läuft Musik, wieder tanzen alle wild durcheinander.
Seit sechs Jahren bietet Laurenz Menzinger den Lachyogakurs an. Er nennt ihn „Lachen mit Laurenz". Auf den Geschmack gekommen ist er bei einem Tanzfestival in Schottland. Dort habe er das Lachyoga kennengelernt. „Seitdem lässt es mich nicht mehr los", sagt er. Der Diplom-Volkswirt absolvierte sogar eine Ausbildung und ist „zertifizierter Lachyoga-Trainer". Gelernt hat er bei Madan Kataria, einem selbsternannten Lach-Guru. Sein Geld verdient Menzinger als selbständiger Personalberater und Coach; das Lachyoga gehört zu seinem Angebot. Bis zum ersten Mal wirklich gelacht wird, dauert es in Menzingers einstündigem Kurs allerdings fast 20 Minuten. Vorher soll die Runde erst mal klatschen und die Kiefermuskeln lockern. „Hoho" und „Haha" schallt es durch den Raum. Danach fliegen imaginäre Bälle, und jeder Teilnehmer nennt seinen Vornamen. Die einen drehen dabei Pirouetten, die anderen rudern mit den Armen. Und dann wird endlich gelacht. Einer fängt an, die anderen steigen ein. Zunächst klingt das etwas gezwungen, doch die Teilnehmer steigern sich hinein, bis ein paar echte Tränen fließen. Lachtränen, versteht sich.
Spaß haben ist anstrengendManchmal fragten ihn Bekannte, ob das, was er da mache, nicht ein großer Kindergeburtstag für Erwachsene sei, berichtet Menzinger. „Im Grunde ist es genau das." Dennoch legt er großen Wert darauf, ernst genommen zu werden. Für die Teilnehmer sei es eine Gelegenheit, die Sorgen des Alltags zu vergessen und sich zu entspannen. Sevgi, die ihren Nachnamen nicht nennen will und von Menzinger schon zur Lachyoga-Trainerin ausgebildet wurde, bestätigt das. Sie arbeite in einer Behörde, das sei stressig, und die Leute lachten dort nur sehr wenig. „Durch Lachyoga bekomme ich einen positiven Impuls für die Woche", sagt sie. Für den 81 Jahre alten Fritz Kreh gehört Lachyoga sogar schon seit mehr als zehn Jahren dazu. „Es hält mich jung, fit und macht Spaß." Als er das sagt, grinst er breit. Genau wie seine Mitlacher nimmt Kreh das Lachyoga aber durchaus ernst. Er tanzt mit, singt mit, lacht mit. Zwar muss er sich einmal kurz hinsetzen, doch mit den Daumen in den Hosenträgern schaut er dem Treiben lächelnd zu.
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