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Tausende wollen "für das Leben" laufen

Aus dem Archiv: Teilnehmer des "March for Life" 2016 (Quelle: picture alliance/Pacific Press Agency)

Washington bereitet sich auf die nächste Großdemo vor: Knapp eine Woche nach dem "Women's March" erwartet die US-Hauptstadt heute Zehntausende Abtreibungsgegner zum "March for Life". Die Demonstranten wollen für "alle ungeborenen Leben" kämpfen - und hoffen dabei auf Donald Trump.


Julia marschiert mit. Sie ist fest entschlossen, eine Woche nachdem Donald Trump als Präsident der USA vereidigt wurde, die Demonstration der Abtreibungsgegner heute in Washington zu unterstützen. Die gläubige Katholikin und Mutter will "für das Leben" laufen, wie sie sagt - und auch ihre einen Monat alte Tochter und ihren Ehemann mitnehmen.

Julia und ihre Familie gehören zu den Tausenden Abtreibungsgegnern, die an der National Mall, dem zentralen Platz vor dem Kongressgebäude erwartet werden. Zum 44. Mal findet der "March of Life", der "Marsch für das Leben", statt. Anlass ist der Jahrestag einer kontrovers diskutierten Entscheidung des Obersten Gerichtshof, die Abtreibung in allen 50 Bundesstaaten erlaubt.


Eine moralisch falsche Entscheidung, sagt Julia


Am 22. Januar 1973 kamen die Richter zu dem Schluss, dass Frauen im Sinne des Rechts auf Privatsphäre das Recht auf Abtreibung haben. Hintergrund war der Fall "Roe versus Wade". Hinter Jane Roe verbarg sich die damals 22-jährige Norma McCorvey. Der zweifachen Mutter aus Texas war es nicht erlaubt eine erneute Schwangerschaft abzubrechen. Dagegen stellte sich Henry Wade, der damalige Bezirksanwalt in Dallas. Dieser unterstützte die Gesetzgebung seines Bundesstaats, die den Abbruch einer Schwangerschaft nur erlaubte, wenn das Leben der werdenden Mutter in Gefahr war. Abtreibung war illegal.


Seit der Entscheidung der Richter ist Abtriebung während der gesamten Schwangerschaft legal. Gleichzeitig wurde aber auch verschiedene Stadien der Schwangerschaft definiert, auf Grund dessen einzelne Bundesstaaten genauere Regelungen etablierten.


Eine moralisch falsche Entscheidung, findet Julia. "Wir töten unsere Kinder, weil Frauen noch nicht bereit sind Mutter zu sein", sagt die Hausfrau. Stattdessen sollten die USA etwas dafür tun, dass es keine ungewollten Schwangerschaften gibt und Adoption mehr Unterstützung zukommen lassen. "Verhütungsmittel müssen leichter zugänglich gemacht werden und Kliniken, die den Frauen wirklich helfen und nicht nur Geld verdienen wollen, müssen mit Steuergeldern finanziert werden", fordert die Katholikin.


Präsident Trump gilt als Unterstützer der Bewegung


Seit dem ersten Jahrestag der Entscheidung finden jährlich Demonstrationen statt. Laut Washington Post ist der "Marsch für das Leben" die größte Protestaktion gegen Abtreibung weltweit. Diesmal ist das Motto der gleichnamigen Organisation "Die Kraft des Einzelnen". Die Veranstalter gehen davon aus, dass seit 1973 mehr als 57 Millionen ungeborene Kinder in den USA abgetrieben wurden.


Der neue Präsident Trump gilt als Unterstützer der Bewegung. In seinen ersten Tagen im Oval Office hat er eines seiner Wahlversprechen umgesetzt und die staatliche Bezuschussung für Organisationen, die im Ausland Frauen zur Familienplanung beraten und auch Abtreibungen als Option nennen, beendet. "Ein Schritt in die richtige Richtung", findet Julia. "Leben ist Leben, egal wo. Wir sollten kämpfen, um alle ungeborenen Leben zu schützen."



 Direkte Finanzierung für Abtreibungen durch Steuergelder gab es auch vorher nicht. Aber Nichtregierungsorganisationen, die auch Abtreibungen unterstützten, konnten für andere Angebote Gelder bekommen. Dazu zählen auch Beratungen zu Verhütungsmethoden oder medizinische Unterstützung nach einem Schwangerschaftsabbruch. Das ist jetzt nicht mehr der Fall.


"Pro-Choice"-Bewegung übt Kritik


"Pro-Choice"-Organisation kritisieren das scharf. Sie sind der Meinung, dass Schwangere die Wahl haben sollten und sich frei für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden können sollen. "Trump tut mit einer seiner ersten Verordnungen zwei seiner liebsten Dinge: die zum Schweigen bringen, die anderer Meinung sind als er und Frauen unterdrücken", heißt es in einem Statement der Organisation "NARAL Pro-Choice America" am vergangenen Montag. Der neue Präsident habe seine frauenfeindliche Rhetorik zur Politik gemacht und damit Frauen und Familien auf der ganzen Welt den Zugang zu unerlässlichen Gesundheitsmaßnahmen erschwert.


Die "Pro-Choice"-Bewegung unterstützt legale und sichere Abtreibung, will den Zugang zu Verhütung vereinfachen und setzt sich für Aufklärungsunterricht an Schulen ein.

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