1 Abo und 2 Abonnenten
Artikel

Nickelmine in Guatemala: Die Rache der Berggeister

Als Carlos Choc ein kleiner Junge war und noch kein Verfolgter in einem internationalen Kampf um Umweltgerechtigkeit, lernte er schwimmen in einem sagenumwobenen See: dem See Izabal, dem größten Guatemalas. "Bei unseren Ausflügen dorthin sagte mein Vater immer, dass dieser See heilig ist", erinnert sich Choc. Seine Großmutter habe ihn gemahnt: Die Tzuultaq'as, Schutzgeister der Maya aus den Bergen, würden die Menschen dabei beobachten, wie sie mit dem See umgingen.

Heute ist Choc 39 Jahre alt und muss sich verstecken, weil er diese Worte ernst genommen hat. Als Journalist des Indigenen-Mediums Prensa Comunitaria hat er über den Kampf der Indigenen gegen eine Nickelmine an ebendiesem See in seiner Heimatstadt El Estor berichtet. So hat er sich mächtige Feinde gemacht: das Bergbau-Unternehmen Solway, das die Mine betreibt. Und den guatemaltekischen Staat. Seitdem bekommt Choc Drohanrufe und glaubt, verfolgt zu werden. Ende Februar erreicht ihn die ZEIT auf seinem Handy an einem geheimen Ort, "irgendwo zwischen El Estor und Guatemala-Stadt", wie er sagt. Er spricht entschlossen, er wird nicht müde, seine Geschichte zu erzählen.

Ein milliardenschweres Unternehmen gegen ein paar Hundert Indigene: Jahrelang sah es so aus, als stünde der Sieger in diesem ungleichen Kampf fest. Doch nun gibt es eine neue Entwicklung. Choc und den Menschen am See ist eine Art höhere Macht beigesprungen, mit kriminellen Mitteln: Die Server des Minenbetreibers wurden gehackt.



Zum Original