Stikker wollte den großen Firmen zeigen, dass es auch anders geht. "Meine Mission ist es, Technologie offener zu gestalten und dabei jeden zu integrieren." Dazu hat sie eine Menge Ideen: Mit ein paar technikaffinen Amsterdamern baute sie Feinstaub- und Stickoxid- Messgeräte, die jetzt an Häuserwänden viel befahrener Straßen hängen und per WLAN die Abgaswerte an die Anwohner funken. So wollen die Bürger Druck auf die Stadt ausüben, besonders frequentierte Strecken zu entlasten. Entscheidend ist laut Stikker auch, wie transparent ein Projekt ist: Jeder kann in die Programmierung der Software einsehen.
Sie fordert: Mehr Transparenz und AufklärungGenau diese fehlende Transparenz wirft Marleen Stikker den großen Unternehmen des Silicon Valley vor. Regelmäßig trommelt sie Amsterdams Bürger zusammen, um sie darüber aufzuklären, wie etwa Facebook ihre Daten für Werbezwecke missbrauche. "Die Leute sehen die Probleme. Aber man kann ihnen nicht nur sagen, wem sie nicht trauen dürfen, man muss auch mit einer Lösung kommen", sagt sie. Deshalb arbeitet sie an einer Alternative: einer internationalen Social-Media-Plattform, die sich nicht an den Daten ihrer Nutzer bereichern soll. Ein anderes neues Projekt, an dem sie mit Künstlern, Hackern und Wissenschaftlern sitzt, soll Nutzern mehr Kontrolle darüber verleihen, welche Daten sie preisgeben, wenn sie sich auf Webseiten registrieren. In 20 Jahren, so hofft Stikker, werden Menschen die Kontrolle über ihre Daten und Entscheidungen zurückgewonnen haben. "Menschen erzählen im Büro nicht alles über sich, und auch im Freundeskreis halten sie Dinge geheim - nur im Internet werden sie gezwungen, alles offenzulegen. Das wollen wir ändern."