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Warum ein Bremer Illustrator mit einem Grammy ausgezeichnet wurde

Marc Burckhardt hat als Kind viel gezeichnet, so wie andere auch. „Nur war ich einer, der nicht mehr aufgehört hat“, sagt er. Der deutsch-amerikanische Künstler hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht – und wurde dafür unter anderem mit einem Grammy prämiert. Seit sechs Jahren lebt und arbeitet er im Viertel.

Burckhardts Werke verschränken historische Symbolik mit zeitgenössischen Themen. Inspiration findet er in der Nordischen Renaissance des 16. Jahrhunderts; seine Kunst erinnert an die flämischer Altmeister und deutscher Maler wie Albrecht Dürer und Lucas Cranach. Entsprechend der historischen Wurzeln macht er Kunst „the old fashioned way“, auf altmodische Art und Weise – auf Holz, mit einer Mischung aus Acryl- und Ölfarben. In seinen Bildern lassen sich außerdem Einflüsse von Comic-Künstlern wie Robert Crumb oder Gilbert Shelton erkennen. Burckhardt will mit Erwartungen brechen. „Ich spiele mit diesen Genres“, erklärt er.

Seiner Kunst gibt er sich am liebsten nachts hin, dann gerne auch zehn, zwölf Stunden am Stück. „Ich verliere mich in meiner Arbeit“, erzählt der Illustrator. Ist er einmal im Flow, dann folgt er diesem auch. „Der Großteil meiner Bilder dauert zwei bis drei Tage vom Konzept bis zu Fertigstellung, länger nicht.“ Die Ergebnisse werden auf Buchdeckel und auf Titelseiten gedruckt wie der „New York Times“ oder dem „Time Magazine“. Mit dem Modelabel Gucci hat er eine Kollektion auf den Mark gebracht, seine Illustrationen zieren auch Whisky- und Weinflaschen. „Alkohol ist ein gutes Geschäft, besonders während einer Pandemie.“

VERLIEBT IN BREMEN

Burckhardt hat unter anderem in New York City und Los Angeles gelebt. Heute teilt er seine Zeit zwischen Austin, der Hauptstadt des US-Bundesstaats Texas, und Bremen. „2014 hat meine damalige Partnerin eine Stelle an der Uni angenommen“, erzählt der 58-Jährige. Bevor er in den Norden zog, wusste Burckhardt wenig über die Hansestadt. Sie sei ihm aber schnell ans Herz gewachsen. „Ich habe mich in Bremen verliebt“, sagt er.

Deutschland war dem 58-Jährigen allerdings nicht fremd. Er wurde hier geboren, sein Vater stammt aus Heidelberg. Aufgewachsen ist Burckhardt aber in einer texanischen Kleinstadt. Mit seiner Partnerin ist er heute nicht mehr zusammen – doch die Liebe für die Stadt ist geblieben. Besonders begeistert ihn, dass er alles mit dem Rad oder zu Fuß erreichen kann. „In den USA brauche ich fast überall ein Auto“, sagt Burckhardt.

Neben Auftragsarbeiten malt der studierte Kunsthistoriker für die Affenfaust-Galerie in Hamburg. Auch wenn er die Bremer Kunstszene mag, plant Burckhardt nicht, seine Werke in der Stadt auszustellen – Arbeit und Privatleben hält er lieber getrennt. Er kreiert auch Kunst für das „Rolling Stone Magazine“, und auch die Rock and Roll Hall of Fame hat seine Werke bereits gezeigt.

Seine Bilder hängen außerdem in privaten Sammlungen wie denen von Oprah Winfrey, Ralph Lauren und im Nachlass von Johnny Cash. „Ich habe drei oder vier Tage bei Cash Zuhause verbracht und ein Bild gemalt. Das war irre“, erzählt Burckhardt. Der Deutsche war einer der letzten Künstler, die Kontakt zu dem Country-Star hatten, der kurz nach dem Besuch von Burckhardt verstarb. Anschließend ist die Plattenfirma Sony Records auf ihn zugekommen, damit er ein Porträt von Cash für ein Sonderalbum gestaltet. Das Design wurde 2006 mit einem Grammy prämiert, der bei der Plattenfirma in New York City steht. Seine Leidenschaften miteinander zu verbinden, macht ihn glücklich. „Ich habe Hunderte Konzerte als Jugendlicher in Texas gesehen“, erzählt Burckhardt. „Musik liegt mir sehr am Herzen.“

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