Am Freitagabend waren zum ersten Mal in Ulm sogenannte Müllscouts unterwegs. Sie sprechen am Donauufer gezielt junge Menschen an, dass sie ihren Party-Abfall auch wieder mitnehmen.
SWR Lisa PauschNatürlich wollen sich junge Leute auch in Corona-Zeiten treffen. Da aber viele Clubs und Diskotheken noch geschlossen haben, verlagert sich das Geschehen in Ulm jetzt im Sommer zunehmend in den Stadtpark Friedrichsau oder ans Donauufer nahe der Altstadt. Allerdings bleibt oft eine Menge Müll zurück. Da versucht nun die Stadt Ulm, mit sogenannten Müllscouts gegenzusteuern. Freundliche Mitarbeiter in grünen Westen sind abends unterwegs und sprechen das Partyvolk an. Am Freitagabend hatten diese Müllscouts ihren allerersten Einsatz.
Haci Gündüz, 31, spricht vier Männer um die 30 an, die auf einer Decke am Donauufer sitzen und Bier trinken. Schon von Weitem erkennt man ihn und seinen Kollegen Jakob, 17, an ihren grasgrünen Westen. Darauf steht in weißen Buchstaben das Motto: Bleib sauber! Die beiden sind an ihren ersten Tag noch probeweise als Müllscouts im Einsatz.
"Wir sind von der Stadt Ulm unterwegs und verteilen Aschenbecher und Müllbeutel. Habt Ihr da Interesse?", fragt der ältere Müllscout in die Männergruppe. Die Taschenaschenbecher gingen weg wie warme Brötchen, berichtet Haci von seinen ersten Erfahrungen. Auch die vier Männer auf der Donauwiese greifen zu.
Abfälle nicht auf der Wiese liegen lassenDie beiden Müllscouts sind im Auftrag der Stadt Ulm unterwegs. Die Entsorgungsbetriebe Ulm EBU haben eine Agentur aus Mainz beauftragt, die mit ihrem Präventionskonzept Erfahrungen in Städten wie Mainz, Trier, Pforzheim oder Gießen gesammelt hat. Julia Dolezil, Abfallberaterin und Sprecherin der EBU, erklärt: "Die Müllscouts sollen nach den Menschen schauen, die im Donaubereich feiern, sich erholen, dass diese ihre Abfälle nicht einfach auf der Wiese liegen lassen, sondern mitnehmen und in die Mülleimer werfen."
Die Müllscouts sprechen nicht nur mit jungen Leuten, die offensichtlich feiern, sondern auch mit älteren Menschen, mit Personen, die rauchen oder mit Gruppen, die gerade grillen. Die Resonanz am ersten Tag ist durchweg positiv. Fast alle nehmen dankbar Aschenbecher und Mülltüten an. "Solche Aktionen sollten viel öfter und auch woanders stattfinden," meint ein älterer Mann, "zum Beispiel auch vor Diskotheken".
Kein Gewaltpotential schürenManche bitten direkt um einen kleinen Vorrat. Ein paar wenige Male werden die Müllscouts erst für Mitarbeiter des Ordnungsamts, für Missionierende oder Impf-Promoter gehalten. Aggressiv oder zurückweisend begegnet ihnen an diesem Freitag niemand. Julia Dolezil von den Entsorgungsbetrieben betont, man wolle nicht mahnen und suche eher einen freundlichen Austausch. "Die Müllscouts sind nicht dazu da, zusätzliches Gewalt- oder Aggressionspotential zu schüren.
Eine Woche lang soll nach Angaben der Ulmer Stadtverwaltung das Konzept mit den Müllscouts zunächst auf Probe laufen. Sollte man weiterhin gute Erfahrungen machen, soll es nächste Woche offiziell bekannt gemacht werden.