Rund 1,7 Millionen Beamte gab es Stand 2019 in Deutschland. Und anders als für Angestellte oder manchen Freiberufler lohnt sich die private Krankenversicherung (PKV) für sie eigentlich immer. Denn Beamte können die teils besseren Leistungen in Anspruch nehmen, ohne fürchten zu müssen, dass es mit zunehmendem Alter schnell (zu) teuer wird.
Warum das so ist, was eine PKV für Beamte kostet und worauf es sonst zu achten gilt, erklären wir in diesem Artikel.
Unterstützung vom Staat: Die BeihilfeDie PKV lohnt sich für Beamte unter anderem deshalb häufig, weil es bei den Behandlungskosten die sogenannte Beihilfe vom Staat gibt. Der Dienstherr - also Bund, Länder oder Kommunen - übernimmt einen großen Teil der Arztkosten; die private Krankenversicherung muss nur den Restbetrag bezahlen. Dadurch sinkt der Beitrag zur privaten Krankenversicherung (PKV) für Beamte merklich.
Individuelle versus pauschale BeihilfeDie Regel bei der PKV für Beamte ist die sogenannte individuelle Beihilfe. Dabei übernimmt der Dienstherr - also Bund oder Land - mindestens die Hälfte der Kosten. Die restlichen Kosten übernimmt Deine private Krankenversicherung, die in diesem Fall auch Beihilfeversicherung genannt wird.
Wenn Du erkrankst, musst Du die Rechnung über Deine Behandlungskosten zunächst bei der für Dich zuständigen Beihilfestelle einreichen. Die Beihilfestelle erstattet Dir daraufhin einen festgelegten Teil der Kosten, den Rest kannst Du bei Deiner privaten Krankenversicherung einreichen.
Tipp: Eine gute Übersicht über die Beihilfestellen für Bundesbedienstete liefert zum Beispiel das Bundesverwaltungsamt.
In den Bundesländern Berlin, Bremen, Hamburg, Brandenburg und Thüringen können Beamte sich seit 2018 statt der individuellen auch für eine sogenannte pauschale Beihilfe entscheiden.
Dies kommt unter Umständen für Beamte infrage, die sich freiwillig gesetzlichen versichern (müssen). Etwa Menschen, die wegen ihres Gesundheitszustandes nicht in die PKV aufgenommen werden, sehr wenig verdienen oder eine große Familie kostenlos mitversichern möchten. Sie erhalten dann die Hälfte des GKV-Beitrags vom Dienstherrn dazu - ähnlich wie Angestellte.
Beachte: Überlege gut, ob Du die pauschale Beihilfe in Anspruch nehmen willst. Wechselst Du das Bundesland und bietet der neue Dienstherr die pauschale Hilfe nicht an, endet Dein Anspruch automatisch. Bleibst Du gesetzliche versichert, gibt es also keinen Zuschuss mehr.
Die Unterschiede zwischen PKV und GKV, unter anderem mit Blick auf die Leistungen und Beiträge, haben wir in einem eigenen Artikel aufgeschrieben.
Wer hat Anspruch auf Beihilfe?Schon in der Ausbildung können angehende Beamte staatlichen Beihilfe beziehen. Versicherer bieten spezielle Anwärtertarife mit besonders niedrigen Beiträgen an, da die Anbieter in dem Fall keine höheren Behandlungskosen im Alter einkalkulieren. Nach endgültiger Verbeamtung, wird der Tarif automatisch ohne weitere Gesundheitsprüfung in eine normale Beihilfeversicherung umgewandelt.
Grundsätzlich hat jeder Beamte auf Landes-, Bundes- und Kommunalebene einen Anspruch auf Beihilfe. Eine Ausnahme bilden Staatsdiener mit einer besonders gefährlichen Tätigkeit - je nach Bundesland etwa Polizisten oder Feuerwehrleute. In dem Fall übernimmt der Dienstherr auf Grund des hohen Berufsrisikos anfallenden Behandlungskosten in voller Höhe.
Wie viel Beihilfe gibt es?Die Höhe des Beihilfesatzes ändert sich je nach Lebenssituation. Beamte in Elternzeit oder im Ruhestand erhalten beispielsweise einen deutlich höheren Beihilfesatz. Doch nicht nur Beamte an sich sind beihilfefähig. Auch ihre Kinder und Ehepartner können Beihilfe erhalten.
Dabei gelten je nach Dienstherren unterschiedliche Einkommensgrenzen für Ehemann oder Ehefrau. Während der Partner in Bremen nur maximal 12.000 Euro verdienen darf, sind es in Rheinland-Pfalz mehr als 20.000 Euro.
Das Beihilfesystem in Hessen und Bremen funktioniert etwas anders. Dort steigt der Beihilfesatz für alle in der Familie mit jedem beihilfeberechtigten Familienmitglied bis auf maximal 70 Prozent.
Die folgende Tabelle zeigt exemplarisch die Beihilfesätze für einen Bundesbeamten.
Beihilfesätze für einen Bundesbeamten Quelle: Beihilfeverordnung des Bundes. Stand: 28.04.2020 Beihilfe für KinderGrundsätzlich können Beamte solange für ihre Kinder Beihilfe erhalten, wie diese Kindergeld bekommen (in der Regel bis 25). Anders als in der GKV sind Kinder nicht automatisch kostenlos mitversichert, stattdessen braucht jedes Kind einen eigenen Vertrag. Deshalb kann es für Beamte mit mehreren Kindern günstiger sein, sich für die pauschale Beihilfe zu entscheiden oder die Kinder über den Ehepartner in der GKV zu versichern.
Das ist allerdings nicht immer möglich. Die folgende Tabelle zeigt für verschiedene Familiensituationen, wann das Kind wo versichert werden kann.
Wie Kinder bei Eheleuten mitversichert werden können 1 64.350 Euro ist 2021 die sogenannte Jahresarbeitsentgeltgrenze. Es ist der Betrag, den jemand mindestens pro Jahr brutto verdienen muss, um sich privat versichern zu können. Ab diesem Einkommen endet die Versicherungspflicht in der GKV. Quelle: Bund der Versicherten, Stand Juli 2021.Sind die Eltern des Kindes nicht verheiratet, gelten wieder andere Regeln. In dem Fall ist entscheidend, ob die Mutter oder der Vater in der GKV oder der PKV versichert sind.
Beginnen die Kinder ein Studium, können sie sich zu Beginn noch einmal zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung entscheiden. Auch als Studenten sind Kinder von Beamten bis zum 25. Geburtstag beihilfefähig, anschließend entspricht der Beitragssatz dem der GKV.
Welche Unterschiede zwischen Bund und Ländern gibt es?Je nach Bundesland unterscheiden sich die Beihilfeordnungen teilweise enorm. So kann es sein, dass die Beihilfe in einem Bundesland etwa ein Ein- oder Zweibettzimmer sowie die Behandlung vom Chefarzt abdeckt und in einem anderen nicht. Auch für Heilpraktiker-Leistungen, Pauschalbeihilfen für die Säuglingsausstattungen neugeborener Kinder und zahnärztliche Behandlungen für Beamte auf Widerruf gibt es je nach Dienstherren unterschiedliche Regelungen.
Wichtig: Hast Du eine private Krankenversicherung (Beihilfeversicherung), übernimmt diese in der Regel nur dann anteilig Kosten Deiner Behandlungen, wenn dafür auch Beihilfe vorgesehen ist. Im Zweifel musst Du also besondere Behandlungen (außerhalb der Beihilfe) aus eigener Tasche bezahlen bzw. dafür ggf. einen Ergänzungstarif abschließen.
Vielleicht hast Du außerdem schon einmal von der Kostendämpfungspauschale gehört, auf die einige Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen setzen. Dabei handelt es sich um eine Art Selbstbehalt, dessen Größe sich nach der Besoldungsgruppe orientiert. Am besten informierst Du dich bei der Beihilfestelle Deines Dienstherrn über die jeweilige Beihilfeverordnung.
Was gibt es beim Wechsel zur PKV zu beachten?Normalerweise bekommst Du bei der Bewerbung für eine PKV einen Gesundheitsfragebogen, den Du unbedingt ehrlich beantworten musst. Die Versicherung möchte so herausfinden, ob Du an Vorerkrankungen leidest. In dem Fall könnte Deine Versicherung nämlich teurer werden - der Anbieter rechnet einen Risikozuschlag drauf.
Beamte können bei vielen privaten Krankenversicherern von der sogenannten Öffnungsaktion profitieren. Innerhalb von sechs Monaten nach der Verbeamtung können Du und Deine Angehörigen einen erleichterten Zugang zur PKV erhalten. Sämtliche Risikozuschläge sind dann auf 30 Prozent des tariflichen Beitrags begrenzt, es sind keine Leistungsausschlüsse erlaubt. Wer sich im gleichen Zug in die private Pflegeversicherung aufnehmen lassen will, entgeht dem Risikozuschlag dort auch mit Vorerkrankungen komplett.
Nicht alle der insgesamt 46 unter Bundesaufsicht stehenden privaten Versicherer nehmen an der Öffnungsaktion teil. Eine Liste der teilnehmenden Firmen findet sich auf der Seite des Verbands der Privaten Krankenversicherung.
Was kostet die PKV?Auch bei der Beihilfeversicherung hängt der Beitragssatz nicht vom Einkommen ab, sondern von Alter, Gesundheitszustand und Leistungen. Du solltest außerdem davon ausgehen, dass die PKV-Beiträge im Alter steigen. Mehr dazu im Einmaleins zur privaten Krankenversicherung.
Damit Du eine Idee davon bekommst, wie viel die PKV für Beamte kosten kann, haben wir beispielhaft Beiträge für einen Beamten in Deutschland recherchiert. Er oder sie verdient 4.050 Euro brutto im Monat und ist beim Bund beschäftigt, hat in unserem Beispiel außerdem ein Kind. Die Tabelle zeigt, dass die Beiträge für die gleichen Leistungen im Alter steigen.
Beispielhafte PKV-Beiträge für einen Bundesbeamten Quelle: Check24, Recherche Forbes Advisor Deutschland. Juli 2021.Am besten vergleichst Du die Angebote verschiedener Anbieter noch einmal mit Hilfe eines Beraters oder Maklers. Das ergibt auch Sinn, um den Gesundheitsbogen korrekt auszufüllen. Oft kannst Du dir ein persönliches Angebot bei Versicherern wie der Debeka, der DKV oder der Allianz einholen.
Beachte: Falls sich Dein Beihilfesatz im Laufe Deiner Karriere verändern sollte, etwa weil Du das Bundesland wechselst, heiratest oder Kinder bekommst, kannst Du Deinen Tarif entsprechend anpassen lassen.
Was Du aus Text mitnehmen kannstAls Beamter in Deutschland lohnt es sich dank staatlicher Beihilfe fast immer, sich privat krankenzuversichern. Weil die Krankenversicherung weniger Kosten übernehmen muss, sind auch Beiträge günstiger.
Auch Angehörige wie Ehepartner oder Kinder können von der Beihilfe profitieren. Dabei solltest Du aber beachten, dass sich die Beihilfesätze und Leistungen je nach Dienstherrn (Bund oder Bundesländer) stark unterscheiden können.
Um den richtigen Tarif zu finden, solltest Du also einen Blick in die geltende Beihilfeverordnung werfen und schauen, auf welche Leistungen Du wert legst. Möglicherweise brauchst Du einen Ergänzungstarif. Es bietet sich an, an der Öffnungsaktion der privaten Versicherer innerhalb der ersten sechs Monate nach Verbeamtung teilzunehmen. So stellst Du sicher, auch mit Vorerkrankungen oder körperlichen Einschränkungen den Risikozuschlag auf maximal 30 Prozent zu deckeln.